Ohne Geocacher wären die Kinos vermutlich leer
Ein kleiner Spritzer Geocaching, gepaart mit ein paar wenigen Szenen eines ehemaligen, „offiziell“ bedosten Lost-Places, etwas 3D-Technik und ein Satz Schauspieler, die den Volkshochschulkurs „Yo-Digga – Jugendslang für Anfänger“ erfolgreich absolviert haben, fertig ist der Kino-Blockbuster 2013. Für so einen Knaller gibt man doch gerne mal 10 Euro für den Eintritt aus…
… dachten sich zum Kinostart am gestrigen Donnerstag Abend sage und schreibe 16 Leute*, von denen mindestens die Hälfte selbst in der Freizeit Tupperdosen sucht. Kein Wunder, wurde der Film doch schon seit Monaten in der Geocaching-Szene angepriesen und selbst ein Teil der cachenden Blogger hat sich zur kostenlosen Werbung, zu der das Büro für Online-Kommunikation aufgerufen hatte, hinreißen lassen.
Liebe Kolleginnen und Kollegen,
wir können euch zum Mystery Thriller LOST PLACE (Kinostart 19.09.2013) folgendes schönes Angebot machen:
Interviews mit den Hauptdarstellern Josefine Preuß, François Goeske, Pit Bukowski und Regisseur Thorsten Klein am Donnerstag, den 05. September in Berlin.
…
LOST PLACE ist der erste deutsche Mystery Thriller, der in 3D und in Dolby® Atmos™ gedreht wurde. Eine Gruppe Jugendlicher werden beim Geocaching im Pfälzer Wald in mysteriöse Ereignisse verwickelt, die mit Experimenten der US-Armee aus der Zeit des Kalten Krieges zusammenzuhängen scheinen. Schnell wird aus dem ausgelassenen Abenteuertrip ein Nerven zerfetzender Kampf auf Leben und Tod.
…Ich freue mich auf eure Anfragen.
LG
Daniel
Ich habe mich lange gefragt, warum ich auf meine Anfrage…
Sehr geehrter Kollege Daniel,
ich denke nicht, dass Geocaching die Publicity in Form eines Kinofilms braucht. Da das Kind aber schon in den Brunnen gefallen ist und mir die äußerst geschmackvolle und persönliche Note der Massenmail besonders ins Auge gestochen ist, habe ich hier exklusiv für Sie/Dich (Anredeform aufgrund der Anfrage leider nicht ganz klar) ein besonderes Angebot:
Bei Übernahme der Reise- und Übernachtungskosten für 3 Tage komme ich gerne persönlich nach Berlin, um mit jedem der Hauptdarsteller Einzelinterviews durchzuführen.
Vor dem Interview können wir dann auch bei einem Treffen die Verhandlungen über die Artikelvergütung führen. Aktuell liegt der Preis inkl. der Standard-Lobpreisung im mittleren dreistelligen Bereich, dies sollte bereits entsprechend berücksichtigt werden. Superlative muss ich leider extra berechnen und je nach gewünschter Verwendung und Häufigkeit muss, aufgrund der in den Blogartikeln bisher eher geringen Verwendung dieser Art des Regisseur-Balsams, mit bis zu 300%igem Aufschlag des Artikelpreises gerechnet werden. Exzessive Euphorie muss separat verhandelt werden, kommt aber aufgrund der scheinbar eher begrenzten Werbemittel Ihrerseits vermutlich sowieso nicht in Betracht, wäre aber denkbar. Bilder und Zitate sind hingegen ein Schnäppchen, Bilder werden dabei mit 2,99 € pro Pixel (Farbe) und Zitate mit 9,99 € pro Zeichen abgerechnet. Im September plane ich aber bereits einen Rabattmonat auf diese Art der Artikelaufwertung, es darf sich also jetzt schon über einen 5-prozentigen Rabatt gefreut werden. Kommentare sind kostenlos, allerdings erwarte ich für diese Art der kostenfreien Nutzung von Speicherplatz entsprechendes Entgegenkommen. Einen kostenloser Mietwagen der Oberklasse für den Aufenthalt in Berlin sollte dabei ebenso selbstverständlich sein, wie die kostenfreie Sekretärskraft (professionell, keine 0815-Tippse) zur Vor- und Nachbereitung des Interviews.In freudiger Erwartung auf die Antwort
Jürgen aka JR849
www.jr849.de
… die der Kollege Daniel doch scheinbar so freudig erwartet hatte, nie eine Antwort bekommen habe. Das Rätselraten nach dem Grund hatte sich allerdings bereits schon im ersten Drittel der 101 Minuten vermeintlicher „Hochspannung“ mit diversen Facepalm-Einlagen erledigt. Vermutlich wollte man einfach nicht noch mehr Geld in einen Film investieren, der die Produktionskosten sowieso nie einspielen wird und das kann ich an dieser Stelle verstehen.
Cachetechnisch wird nicht wirklich etwas geboten, es ist lediglich ein Aufhänger für den Film** und quasi die Begründung, warum die Schauspieler an einer Notrufsäule herumfingern und sich im Herbst auf der Suche nach einer Büchse in einen Weiher werfen. Lost sind, mal abgesehen von äußerst spärlich eingestreuten Außenaufnahmen der evtl. bekannten Örtlichkeit in der Pfalz, allerhöchstens die flauschig weichen Sitzplätze im Kinosaal. Kollege Daniel hätte neben Geocachern auch Pfälzer Wanderfreunde und Notrufsäulen-Plattformen für kostenlose Werbung anschreiben können, aber da ist er sicher vor mir drauf gekommen.
Immerhin dürften die Geocaching-Events, die noch vor der Verbotswelle*** für Filmvorführungen mit Gummipunkt veröffentlicht wurden, den ein oder anderen Euro dem heißen Stein „Lost Place 3D“ zur Verdampfung zukommen lassen. „Nerven zerfetzend“ war vielleicht noch die Tatsache, dass der UFA Palast Stuttgart es tatsächlich geschafft hat, in einem quasi leeren Kino den einzigen zwei Reservierungen dieselben Plätze zuzuweisen, den Film so zu bezeichnen kann man höchstens als Werbegag durchgehen lassen. Vielleicht hätte man einfach mehr Haschkekse backen und nicht nur die Schauspieler am Final, sondern auch die Kinogänger vor dem Film damit belohnen sollen. Heißer Tip: Vorher ein Hütchen aus Alufolie basteln und damit versuchen, die Leidensgenossen während des Films etwas aufzuheitern!
Der einzelne Kinobesucher in der Reihe direkt vor uns kommentierte den Film am Ende mit „Und dafür hab ich jetzt 10 Euro gezahlt!“… bezeichnend, wie ich finde. Wer für sein Geld etwas geboten haben möchte, sucht sich an der Kasse einfach einen anderen Film aus dem reichhaltigen Kinoangebot aus und dürfte damit weit besser unterhalten werden als die „Kollegen“, die unbedingt Geocaching im Kino erleben und einen Lost-Place auf der Leinwand sehen möchten.
Mehr als den Trailer muss man bei diesem Film nicht gesehen haben, denn es kommt wirklich nix mehr.
* Sofern sich keiner aus Scham zwischen den Reihen versteckt hat
** Mehr Geocaching-Content gibt es bei Splinterheads
*** Da hat wohl jemand die Rechnung ohne den Wirt Groundspeak gemacht
Donnerstag, 7. Juli 2016 9:13
[…] das neueste heiße Stück und „das erste große Werk der RTC Crew“, muss sich vor dem letzten GC-Kinoblockbuster, bei dem man mehr als nur Deppenzepter-Grinsekasper auf Wanderschaft bewundern kann, auf keinen […]
Donnerstag, 10. September 2015 14:47
[…] bezahlt ist bezahlt. Entsprechende Erfahrung konnte man ja bereits im Jahr 2013, beim letzten Geocaching-Kinofilm, sammeln. Doch auch “Seekers”, der neueste heiße Scheiß mit deutlich erweitertem […]
Freitag, 20. September 2013 23:12
Sodele …. ich komme gerade aus dem Film.
Wer mit der Erwartungshaltung in den Film gegangen ist, einen „Geocachingfilm“/“Film übers Geocachen“/“Film über einen Lost Place“ … etc zu sehen, der kan nur enttäuscht werden. Denn darum geht es in dem Film nicht (was man aber weiß, wenn man sich nur mal ein wenig über den Film informiert hat ).
Wer mit der Erwartungshaltung ins Kino ist, einen deutschen „Thriller“ zu sehen, der bekommt einen Film zu sehen, der imho recht gut ist. Es ist jedenfalls mal nicht die völlig durchgenudelte amerikanische 08/15 Story im neuen Gewand.
Wie auch immer …. ich hatte einen sehr schönen Abend mit netten Leuten und einem ordentlichen Film.
Freitag, 20. September 2013 19:58
[…] Irre komisch hingegen fanden wir bei der “Berichterstattung” den Beitrag von JR849, als er auf eine Einladung zur Deutschlandpremiere des Film antwortete. Ob die Antwort von JR849 […]
Freitag, 20. September 2013 16:53
Das das Thema Geocaching verwendet finde ich auch etwas seltsam, aber das sind wir ja gewohnt, dass eine Sportart oder Hobby das gerade „hip“ ist verwendet wird um die vermeintlichen Anhänger anzulocken.
Trotzdem werde ich mir mein eigenes Urteil bilden, obwohl ich zugeben muss, dass ich ohne den Bezug zum Cachen, den Film nicht mal beachtet hätte.
Ich halte Filmkritiken im allgemeinen für völlig sinnlos, da ich mir meine Meinung besonders bei Musik, Büchernund Filmen doch alleine bilden will.
Freitag, 20. September 2013 16:18
Im Umkreis von 70km Luftlinie um meine Homekoords zeig nur ein einziges Kino diesen Film. Diese kinos bleiben zumindest mal nicht leer.
Freitag, 20. September 2013 12:46
Na, dann oute ich mich mal – ich gehöre zu denen, die auf Kosten einer Presseagentur den Film besucht haben und auch anschließend in ihrem Blog darüber berichtet haben…
Wie ich schon in meinem Artikel geschrieben habe, ist dies kein Film über Geocaching und auch kein Film über einen Lostplace – wer mit diesen Erwartungen ins Kino geht, wird bitter enttäuscht werden!
Dennoch hat MIR dieser Film gut gefallen (auch wenn ich gerne zugebe, dass die Geschmäcker durchaus verschieden sein können!) Es ist ein Thriller, der ohne Blutorgien auskommt und trotzdem Spannung aufbaut…
Auch finde ich nichts verwerfliches daran, über ein Ereignis, dass für Geocacher interessant sein könnte, in meinem Blog zu berichten. Und dass dieses Thema scheinbar für Geocacher interessant ist, zeigen mir die Anzahl der Klicks auf meine Artikel zu diesem Thema…
Just my 2 cents,
Joerg
Freitag, 20. September 2013 11:30
@Mark: Der andere Film war dermaßen voll, dass man uns gegen eine Packung M&Ms in den Kinosaal mit den wenigsten Leuten ausquartiert hat.
Freitag, 20. September 2013 11:17
Na laut dieser nicht wirklich repräsentativen Bewertung soll der Film ja gar nicht soooooooo schlecht sein
Ich werde Ihn mir auf jeden Fall nicht anschauen (obwohl das Gelände mal wieder zu sehen sicher die eine oder andere Erinnerung wachrufen dürfte
Freitag, 20. September 2013 9:20
Ach, du warst doch in „Lost Place“? Ich dachte, ihr wolltet in diesen Zeichentrickfilm?^^
Ich fand ihn nicht gut aber auch nicht soooo schlecht wie der Herr vor dir direkt nach Ende zum Ausdruck brachte.
Alles in Allem hätte man was Nettes daraus machen können, driftete aber zu schnell in Richtung Verschwörungstheorien etc. ab und hat dadurch leider den kompletten Film ziemlich ins Lächerliche gezogen. Wie sagt man so schön: Der Film hätte Potential gehabt.
So bliebs dann halt eine Abendbeschäftigung, die durch Erinnerungen an den Cache („Bei uns war das Tor aber offen!“) und lachen über diverse Peinlichkeiten durchaus okay war.
Ich jedenfalls weiß, wieso ich so selten ins Kino gehe.
Freitag, 20. September 2013 9:08
Da dieser sagenhafte Film weder in Lübeck noch in Bremerhaven läuft werde ich gar nicht in die Versuchung kommen
Freitag, 20. September 2013 8:49
Das trifft meinen Eindruck von dem Film voll auf den Punkt. Ein Gutes hat er dennoch: Ohne ihn hätte ich durch diesen Artikel jetzt nichts zu schmunzeln
Freitag, 20. September 2013 8:34
Ich warte bis er auf Tele5 kommt – Vorfreude ist doch die beste Freude
Freitag, 20. September 2013 8:30
[quote]
Bei Übernahme der Reise- und Übernachtungskosten für 3 Tage komme ich gerne persönlich nach Berlin, um mit jedem der Hauptdarsteller Einzelinterviews durchzuführen.
…
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Ich kann mir jetzt auch überhaupt nicht vorstellen, warum er sich nicht gemeldet hat
Aber BTT: Deine Filmkritik ist ja schon recht vernichtend … und ich werde mir den Film trotzdem anschauen Wenn alles klapp, kann ich mir heute Abend selbst mal eine Meinung bilden. Mal schaun, ob ich es dann auch so sehe.