T5er und Cachen bei Nacht verboten!

Geocaching Verbot„Wir haben das Problem gelöst“, so die erlösenden Anfangszeilen des Artikels mit der Überschrift „Jäger und Geocacher einigen sich“ in der Onlineausgabe der Waiblinger Kreiszeitung. Das Ergebnis kurz zusammengefasst:

Alle T5-Caches sollen in Wäldern nun verboten werden.

Caches dürfen nun nur noch in der Nähe der Waldwege ausgelegt werden – und zwar innerhalb eines drei Meter breiten Streifens links und rechts des Wegs.

Nachtcaches mit fluoreszierenden Markierungen, die im Wald nur nachts zu sehen sind, werden ebenfalls untersagt.

Ebenso ist es künftig in den Weinstädter Wäldern nicht gestattet, Caches nachts beziehungsweise in der Dämmerung zu suchen und auszulegen.

Quelle: zvw.de – Jäger und Geocacher einigen sich

Bereits vor zwei Monaten wurden nach Beschwerden bei Groundspeak keine Geocaches mehr in Weinstadt, einer Region östlich von Stuttgart, veröffentlicht. Das generelle Verbot wurde kurz darauf wieder etwas gelockert, in der Zeitung konnte man anschließend den Grund dafür lesen:

Geocacher klettern nachts in einer Wildschutzzone in Weinstadt auf Bäume und bringen Jäger auf die Palme. Die Stadt lässt daraufhin versehentlich alle Weinstädter Verstecke von einer Online-Plattform verbannen.

Quelle: zvw.de – Eine Stadt als Tabuzone für Geocaches

Seitdem hat sich der geocachende Oberbürgermeister von Weinstadt engagiert – ein großes Lob hierfür – und konnte mit den Jagdpächtern Kompromisse aushandeln. T5er und Nachtcaches werden verboten, Geocaching ist nur noch bis 3m Entfernung vom Waldweg erlaubt, Nachts und in der Dämmerung darf man in den Wäldern Weinstadts gar nicht mehr seinem Hobby nachgehen.

Das dürfte dem ein oder anderen Geocacher vermutlich aufstoßen, sofern sie es denn mitbekommen. Bei der Forderung, dass Reviewer die Einhaltung der Regeln beachten und die Onlineplattformen auf die Verbote hinweisen sollen, könnte man laut lachen, wenn das Thema nicht so traurig wäre.
Die Probleme sind seit Jahren hausgemacht, die Zeichen werden allerdings übersehen. Die bereits vor Jahren sinnvolle Sättigungsregel wird von den Reviewern nicht mehr beachtet, die Dosenpopulation sich selbst überlassen. Entsprechend ufert es aus, gibt an diversen Ecken und Enden Probleme. Keine Frage, die Dose im Unterholz und in entlegenen Ecken ist interessanter als die Variante direkt am Weg. Ein Dutzend Tradis ebenso schicker als der dumme Multi, der Zähler muss schließlich stimmen. Der vertikalen Leidplanke – man entschuldige mir diesen freudschen Verschreiber – ging es schon vor Jahren an den Kragen, diese werden in vielen Ecken nur noch mit Genehmigung freigeschaltet. Doch als Geocacher findet man immer einen Weg, der Reviewer kann schließlich nicht die Dose vor Ort kontrollieren und die Community ist, wie manch ein Beitrag hier bezeugen kann, definitiv keine sich selbst regulierende oder gar reglementierende Masse… Leider.
Ich habe auf der Gemarkung Weinstadt ebenfalls einen Cache liegen, werde mit Sicherheit nicht über die Probleme vor Ort informiert und könnte als Owner diese Info demnach an die weniger foren- und blogaffinen Geocacher nicht einmal weitergeben. Die Versuche, die Probleme durch regionale Regeln in den Griff zu bekommen, sind durchaus löblich. Am Ende scheitert es allerdings unter anderem an der Plattform, die sich bei Problemen zwar immer stets bemüht, mehr aber am Ende nicht passiert und die eben diese wichtigen Infos nicht an diejenigen weitergibt, die es betrifft oder die etwas dagegen tun könnten.
Die T5er und Nachtcaches in Weinstadt kann man jetzt zwangsarchivieren und weitere Caches dieser Art nicht mehr freigeben. Der Abstand zu Wegen vom Schreibtisch des Reviewers aus zu kontrollieren, ist schon problematischer, schließlich kann man das nur anhand des Kartenmaterials und nur mit Tradis, Stages oder Finals, also auf der Plattform angegebenen Wegpunkten. Der Geocacher, der die Abkürzung durch die Botanik nimmt oder die nicht angegebene Stage eines Caches jenseits des Weges, kann man damit nicht erschlagen. Dass Geocacher in der Nacht oder in der Dämmerung nicht mehr in den Wald gehen dürfen – ich glaube dazu brauche ich meine Meinung nicht zu äußern. Hoffen wir einfach mal, dass die Hardcore-Geocacher unter uns wenigstens das Licht am Auto in der Dämmerung und bei Nacht anmachen, wenn sie damit durch den Wald oder über die Felder fahren um ihre Statistik eben mal schneller zu pimpen.

Man braucht sich nicht zu wundern, wenn man irgendwann tatsächlich diese Art der Schilder – übrigens aus einem Artikel vor einem Jahr und aus eben jener Region, in der im Grunde genau so etwas eingetreten ist – im Wald stehen sieht.

geocaching_verbot

Ich bin ehrlich gesagt dankbar, dass es Geocacher in entsprechenden Positionen gibt, die einen solchen Kompromiss aushandeln können. Vielen Dank an Sie, OB Michael Scharmann, oder darf ich, wie unter Geocachern üblich, du sagen? Du bist selbst Geocacher und kennst vielleicht die Leute etwas, die dieses Hobby ebenfalls betreiben. Denkst du, mit einem Zeitungsartikel und der Hoffnung auf die Reviewer und die Plattformen – allen voran Groundspeak mit geocaching.com, bekannt durch die geniale Kommunikationspolitik – wird dir, respektive uns, in irgendeiner Form helfen die Kompromisse umzusetzen oder gar eben jene Geocacher in der Region zu erreichen, die diese Probleme verursachen / verursacht haben und die vielleicht an der Problematik etwas ändern könnten?

Hat jemand sinnvolle Vorschläge oder Ideen, wie man die Forderungen in Weinstadt umsetzen und die vermutlich anderweitig auch schon keimenden Probleme mit Geocaching beseitigen könnte?
Irgendjemand?!? :hilfe:

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Datum: Dienstag, 25. April 2017 8:16
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7 Kommentare

  1. 7

    […] – und man darf sich am Ende auch nicht über Verbote ärgern, auch wenn mancherorts kurzzeitig über das Ziel hinausgeschossen und am Ende wieder zurückgerudert wird. Heissa, nach uns die […]

  2. 6

    […] in Weinstadt – Kommentar von JR849 und Antwort an […]

  3. 5

    […] einem Artikel über die Einigung zwischen Geocachern und Jagdpächtern, zu welcher ich auch schon ein paar Worte verloren habe, berichtet. Den ausführliche Kommentar von Ralf Schmidt, dem Obmann für Naturschutz der KG- […]

  4. 4

    Geocaching nachts verboten? Soso… was ist mit Leuten, die Nachts einfach so durch den Wald spazieren?
    Darf man das jetzt auch nicht mehr?

  5. 3

    Der Irrsinn bei GC nimmt halt immer kuriosere Züge an. Geocacher klopfen sich auf die Schulter, was sie für tolle Kletterhelden sind, weil sie sich an einem Seil einen Baum hochziehen können. Dadurch gibt es mehr T5er in flacheren Gebieten als im Alpenraum. Die meisten Kletterhelden können dabei nicht mal einen normalen Felsen erklimmen. Und da bei all dem Wahnsinn die Vernunft versagt, muss halt leider wieder jedes Detail reglementiert werden. Selbst schuld.

    Für mich schon lange ein Grund, mich mehr und mehr von GC abzuwenden und Alternativen zu nutzen. Notfalls virtuelle Alternativen. Und wenn ich klettern will, geh ich Boldern oder an Kletterwände & -felsen…

  6. 2

    Ein Kompromiss sieht anders aus ! Man hätte ja ein paar T5er wieder freigeben können und schaun ob sich die Cacher an das Nacht und Dämmerungs-Cacheverbot halten oder ob von den Jägern wieder beschwerden kommen.
    Dass es im Jagdgebiet keine Nachtcaches gibt kann man akzeptieren, auch wenn es sehr schade ist.
    Die 3m-vom-Weg-Regelung ist schlicht und einfach Quatsch! Wäre der gute Herr Bürgermeister wirklich Cacher hätte er sowas nie und nimmer als Kompromiss verkauft. Dann besser komplettes Cacheverbot in der Gegend und wir suchen uns zukünftig andere Waldstücke in Gemeinden die unser Hobby etwas entspannter sehen…..

  7. 1

    Es ist wie immer und eigentlich ganz einfach: Nachdenken beim Auslegen. Alles, was mehr als ein paar Meter abseits des Weges oder gar im Unterholz ist, sollte schon aus Gründen des gesunden Menschenverstandes unterlassen werden.
    Ich finde, dass es gerade eine Herausforderung ist, die Dose nicht 50 Meter tief im Wald, sondern am Wegesrand zu legen. Und idealerweise so, dass die Umgebung nicht nach einem Monaten so aussieht, als hätte eine Wildschweinrotte hier eine Suhle eingerichtet.
    Ein Cacher, der sich weitab der Wege befindet, wird nicht so schnell gesichtet, aber wenn er gesichtet wird, zB auf dem Rückweg, fällt er umso mehr auf.