Wie Muggels interessante und geheimnisvolle Locations finden*
In diversen Blogs und Foren zum Thema Fotografie trifft man bei der Frage nach verlassenen Gebäuden und anderen interessanten Orten immer wieder auf den Begriff Geocaching, manchmal gibt es auch ganze Artikel darüber. Mit einem kostenlosen Account auf geocaching.com und der ein oder anderen Unterstützung von Google findet man unzählige Orte für die nächste Fotosession, doch nicht nur Fotografen dürften dieses freizügige Angebot nutzen.
Ein Großteil der UrbEx-Szene spricht über die entdeckten Locations nur hinter verschlossenen Türen und die tatsächlichen Standorte werden nicht der breiten Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Die verlassenen Orte werden mit Respekt behandelt, kein Müll zurückgelassen und in vielen Fällen der Zugang nach dem Besuch entsprechend verschlossen oder getarnt. Bilder und Geschichten sind das Einzige was in irgendeiner Form öffentlich zugänglich gemacht wird. Der genaue Ort des Bunkers, der verlassenen Industrieanlage oder des morbiden Zweifamilienhauses, das aussieht als wären die Bewohner plötzlich verschwunden, werden nicht erwähnt und in den meisten Fällen dürften Anfragen per Mail keinen Erfolg haben. Geocaching ist ein Buzz-Wort, auch wenn manch eine Location erst durch einen Cache auf gc.com entdeckt wurde. Sprayer, Metalldiebe, Paintballer und viele andere Gestalten, die mit der Location wenig Gutes im Sinn haben, dürften hier so gut wie keine Chance haben.
Im krassen Gegensatz dazu steht das Angebot auf gc.com. Auf dem Silbertablett werden hier die Lost-Places angeboten und in vielen Fällen kostenlos und ohne einen Finger dafür rühren zu müssen. Jeder UrbExler würde beim Anblick derartiger Freizügigkeit die Hände über dem Kopf zusammenschlagen. PM-Only ist ein erster Schritt um Suchmaschinen auszusperren. Es dürfte auch den ein oder anderen Muggel von der Location fernhalten, aber was sind schon 30 Dollar für einen Metalldieb… Der nächste Schritt wäre ein knackiger Mystery vorweg. Mal abgesehen davon, dass man die genauen Koordinaten erst nach Lösen des Rätsels erhält, dürfte es die ein oder andere unbedarfte Cacher-Kleinfamilie davon abhalten, zufällig den Cache machen zu wollen. Erst vor kurzem haben wir ein paar Cacher in einem Lost-Place getroffen, die mit dem Begriff LP nichts anfangen konnten und dachten, es wäre ein normaler Multi.
Kein Owner eines LP-Caches dürfte begeistert sein, wenn der einst so anmutige Lost-Place ausgebeint, verschandelt und dem Großteil seines Reizes aufgrund ungewollter Besucher beraubt wird. Solange es in irgendeiner Form Lost-Place-Caches auf gc.com gibt, sollte man als Owner sein größtmöglichstes Tun um die Location zu schützen. Dazu gehört auch, dass man im Zweifelsfall die Dose in der Tasche stecken lässt und auf die lobenden Logs verzichtet.
* Dieser Artikel dient nicht dazu, über das Pro und Kontra von LP-Caches zu diskutieren, sondern ist lediglich als Gedankenanstoß für Owner von LP-Caches gedacht.
Mittwoch, 11. Januar 2012 14:19
Jetzt muss ich aber lachen! Als erstes möchte ich mich als passionierte UrbEx „Tussi“ outen, die sich vor Jahren NUR bei gc.com angemeldet hat um die ein oder andere zusätzliche Inspiration zur LostPlace „Locationsuche“ zu finden Ja, ich fotografiere dann auch! Ich bin einfach von der Schönheit des Zerfalls überwältigt, wie (einige!) GC sicher auch… Wie im Artikel beschrieben gehen die Interessen der GC und UrbExer stark auseinander. Früher sah ich das so: Der gemeine GC Owner möchte viele Lobeslogs verzeichnen, macht die Locaion öffentlich und lockt so viele Leute an. Das ist eine Art Rattenschwanz… Cacher bringen Gastcacher mit, Großfamilien gehen auf die Suche etc. MANCHE machen den Cache eben nur für die Statistik, manche „würdigen“ die Location und verhalten sich auch dementsprechend. MANCHE aber auch nicht. Darüber habe ich mich geärgert und das ist dann der Anfang vom Ende. Tatsache! Das passiert, wie ich es heute sehe, ganz unabhängig zu welcher „Front“ man nun gehört, es gibt auch Fotographen, die einfach nur „locationgeil“ sind und denen Exclusivität wichtig sind, vergleichbar mit den lieblosen Statistikcachern, die sich denken – nach mir die Sintflut! DESWEGEN habe ich mich immer nur mit UrbExern ausgetauscht, die ich persönlich kenne und von denen ich WEIß, dass sie die Location mit Respekt behandeln. Klar, ich habe mich wie oben beschrieben bei gc.com angemeldet um die Vorteile zu nutzen, aber mich auch immer wieder geärgert WIE öffentlich das Ganze doch ist. Schließlich kann man vorher keine Einverständniserklärung an den Owner schreiben, in der man versichert, wie man mit der Örtlichkeit umgeht! Ich begrüße es ausdrücklich, wenn Caches PMO gemacht werden! Und ich begrüße auch aus o.g. Gründen die „Cacherklassengsellschaft“ die dadurch entsteht. Nun muss ich sagen, dass ich durchs UrbExen nun selbst mit dem Cachen angefangen habe und ich das – klar – auch am liebsten in LP tue! Zwiespalt! Es macht mir Spaß, kann meine Hobby verbinden und ich freue mich sehr über gut gemachte Caches in diesem besonderen Ambiente gelegt werden. Leitplankencaches lassen mein Herz nicht unbedingt höher schlagen…
Lange Rede, kurzer Sinn. Man muss einfach von Situation zu Situation entscheiden… Danke für diesen Denkanstoß
Mittwoch, 17. August 2011 13:14
Anscheinend gab es aber auch schon Muggels, die sich eine PM zugelegt haben, nur um einen SBA zu loggen. Gucksch du hier: http://www.geocaching.com/seek/log.aspx?LUID=06580ee6-61f9-4a23-8216-ce04dc8f1104
Gut es kann natürlich auch sein, dass der Cache zu der Zeit noch gar kein PMO war, das kann man nicht zurückverfolgen.
Auf jeden Fall ist der Account auch wieder entfernt, was darauf hindeutet, dass dieser Account wirklich nur für diesen SBA gedacht sein müsste…
So glücklich bin ich mit dieser PMO-Geschichte auch nicht…
Mittwoch, 27. Juli 2011 12:35
@Maacher: Manche Themen haben einfach „ihre Zeit“. Du warst vermutlich zu früh damit Hab grad Deinen Artikel eben in der Pause mal überflogen, find ich gut!
(Eine Einschränkung bei Dir im Blog ist ein wie auch immer geartetes Konto, damit man kommentieren kann. Google-Konten usw. oder Open-ID nutze ich nicht. Kann man das nicht anders lösen, Maacher? Das wär Klasse und würde vermutlich mehr Feedback auslösen bei Dir im Blog)
Und es muss die Dose nicht immer unbedingt IN der Location „Lost place“ platziert sein, in der Nähe ist es auch meist gut. Dann kann der Suchende selber entscheiden, da rein zu gehen oder eben nur mal von außen zu schauen, was manchen ja völlig zu reichen scheint.
Montag, 25. Juli 2011 17:06
Die Frage ist meist nicht, „ob“ eine Lokation bedost wird, sondern oft nur „wann und wie“. Im Zweifelsfall ist es mir daher lieber, wenn da eine Dose liegt, die halbwegs vernünftig gemacht ist als gar keine Dose. Denn sonst gibt es evtl bald einen Cache, der all das nicht bedenkt was man bedenken sollte, weil es von jemandem kommt, der das nicht weiß oder dem es egal ist. Eine durchdachte Dose ist da dann das geringere Übel, aber es hängt natürlich vom konkreten Einzelfall ab.
Aufgrund der immer häufiger werdenden Probleme habe ich auch gerade reagiert und ein Dutzend meiner Dosen auf PM geschaltet. Ob meine LPs alle denselben Weg gehen weiß ich noch nicht: http://geocouch.blogspot.com/2011/07/warum-ich-nun-einige-dosen-auf-pm-only.html
Einen sicherlich vielleicht etwas zu langen aber dafür ausführlichen Post habe ich auch mal über das Thema geschrieben. Das Feedback hielt sich in Grenzen und die eMails, die ich daraufhin mal wieder erhielt folgten fast alle dem Motto „Bist Du die Cachepolizei hier oder was soll dieser Artikel?!“ …
http://geocouch.blogspot.com/2010/12/gedanken-fur-lostplace-cacheowner.html
Sonntag, 24. Juli 2011 21:50
@HGT: was heißt „zu suchen“. Meist hatte ich sie nicht mit: zu kalt, zu lang waren meist die Hauptgründe. Aber „zu suchen“: Keiner der LPs auf den ich war, war so gefährlich oder verstörend, dass ich sagen würde, da sollten keine Kinder hin.
Aber Cachen mit Kindern oder was man Kindern zumuten kann ist ein anderes Thema als Müll und Vandalismus in LPs.
Gruß mgo
Sonntag, 24. Juli 2011 14:39
Diese Probleme mögen bei manchen L?´s auftreten. Bei den meisten LP´s welche ich gefunden habe, kam der Vandalismus von Sprayern, oder alkoholkonsumierenden Muggels. Das mit dem Müll mag ein Problem sein, aber das lässt sich auch minimieren indem Owner einfach körperliche Hürden setzen. Eine T5 Station am Anfang hält die meisten Anfänger ab.
Ich habe letzte Woche in Sachsen Anhalt einen LP besucht der mitten im Ort liegt und kaum Schäden aufwies. Und das obwohl viel Metall dort rum stand, lag und die Kinder des Dorfes den Platz kannten. Es sind meist nicht imemr Cacher Schuld wenn etwas kaputt geht.
Samstag, 23. Juli 2011 13:03
Auch wenns kein Forum ist…zu „m g o“ muß ich einfach noch was sagen:
Es ist gut, wenn du mit deinem Nachwuchs so umgehst uns selbst ein solche tolle Einstellung hast. Du mußt aber auch zugeben, dass es LPs gibt, wo Kinder einfach nichts zu suchen haben
Und dummerweise gibts es (viele?) Leute, die völlig anders handeln!
Ganz wichtig: Ich habe keinen Zusammenhang zwischen Kindern Müll fehlendem Inventar gezogen – es ist ein Auflistung, was ich auf Cache-LPs so feststellen kann.
Um es nochmal klar zu machen:
1. Sobald Cacher auftauchen liegen auf LPs außerodentlich viel frischer Müll in klassischen „Wandertag“-Portionen rum. Inkl. neuer aber leeren Batterien ohne Ende.
2. Cacher zerstören (meißt wohl unabsichtlich) diveres Einrichtung auf der Suche nach Stationen, weil der Ausleger es mal wieder „zu gut“ gemeint hat. Schuld haben hier aber beide Seiten, nicht nur der Ausleger, wie man schnell immer sagt. Denn der Suchende könnte ja auch einfach aufhören.
3. Sobald ein Cache auf einem LP ist demontieren Kabelratten alles mögliche – sie wissen ja nun wo der Ort ist.
4.Auch Cacher (habe ich selbst gesehen und eine mittelschwere Auseinandersetzung gehabt!) stecken sich „Erinnerungen“ in ihren Rucksack oder hinterlassen ihren „Otto“ auf Wänden oder Gegenständen.
5. Und ja, auch Kleinkind-Devotionalien habe ich leider schon auf LPs (aber auch im Wald) gefunden
Ich hoffe ich konnte meine Meinung bzw. Eindrück nun klar genug schildern. Nochmals Danke für diesen tollen Blogeintrag.
Samstag, 23. Juli 2011 10:16
Gut geschrieben und leider zu wahr…deshalb hatte ich mich schon vor längerer Zeit bei nem LP entschieden eben KEINEN Cache zu legen – auch wenn’s schon eine etwas längere Überlegung war, denn manche LPs hab ich ja auch nur durch GC kennengelernt und eigtl. gibt man ja gern „zurück“. Aber aufgrund der Popularität von Caching inzwischen werden halt die LPs auch sehr schnell verbrannt bzw. als „Problemort“ von offizieller Seite identifiziert und entsprechend dichtgemacht (sag nur Landsberg bzw. Anfang des Jahres bei Augsburg). Das seh ich neben potentiellem Vandalismus und Vermüllung zumind. im Süden hier als größere Gefahr.
Aber wenn ich mir hier in meiner Umgebung den aktuellen „Cachetrend“ so anschau, geht der sowieso entweder auf die Bäume oder auf Punktemaximierung…soll mir aber irgendwo fast recht sein – mach ich halt inzw. mehr exploring und touren ohne Caches, dafür leben diese Sachen dann aber auch länger.
Samstag, 23. Juli 2011 7:13
Was hat denn das Mitnehmen eines (Klein-)Kindes mit dem Fehlen von Einrichtungsgegenständen, dem Liegenlassen von Müll oder Verwüstungen zu tun? Oder sind gebrauchte Pampers und Kinderkritzeleien an den Wänden besonders aufgefallen ?
Ich versuche meine Kinder auch für das zu interessieren was ich beachtenswert finde und achte auf das richtige Verhalten vor Ort. Wir haben nichts zerstört, nichts zurückgelassen oder mitgenommen und sind nicht aufgefallen.
Samstag, 23. Juli 2011 0:19
Feiner Artikel!
Als Urbexer und Cacher (was eindeutig spätet kam) ist es an manchen Orten ein Graus, wenn dort auf einmal ein Cache liegt.
Ich weiß nicht woran es liegt…aber sobald irgendwo Cacher auftauchen, liegt haufenweise neuer Müll (Getränkeflaschen/Verpackungen/Batterien etc.) auf und in den LPs
An mindestens 3 Orten wollte ich schon einen Multi legen – habe es aber nach den Erfahrungen mit dem ersten, der eh vor dem Abriß steht, sein gelassen. Einige „Cacher“ wandern mit (Klein-)Kind und Kegel übers Gelände und wundern sich über den Ort…nach 4 Wochen fehlten einige, zum Glück dort nur wenige vorhandene, „Einrichtungsgegenstände“.
Die nun so NOCH verschonten Orte sind dafür einfach zu sensibel und sehen zum Glück noch so aus, wie ich sie vor ein paar Jahren entdeckt habe.Wobei ich eigentlich täglich damit rechne, dass irgendwer einen Multi dort auslegt
Freitag, 22. Juli 2011 16:24
Wirklich toll geschrieben und die Fotos sind echt spitze!
Inhaltlich kann ich aber nicht hundertprozentig mitgehen. LP ist ja noch lange nicht LP. Bei einem „frischen“ und außerhalb der „Geocaching-Szene“ noch unbekannten LP finde ich PMO durchaus sinnvoll und auch notwendig. Bei uns hier in der Gegend sind die meisten LostPlaces aber schon lange bevor es das Geocaching gab „zerfleischt“ wurden. Eine wirkliche Schande und manchmal tut es fast weh zu sehen, was man doch so alles aus einem Gebäude herausreißen kann. Jeder Zentimeter Kabel wurde entfernt, die Treppengeländer herausgeschnitten…
Dort ist PMO dann wirklich zwecklos, denn die Location war schon lange vorher bekannt. Die meisten Owner, die ihr LPs als PMO einstellen, machen das aber sicher aus einem anderen Grund. So halten die (teils) teuer gebastelten Stationen einfach länger
viele Grüße
Freitag, 22. Juli 2011 15:56
Tolle Fotos! Das Waschbecken, welches sich die Natur zurückerobert, ist super!
Was die Vandalismusschäden angeht (Bild ganz unten), erinnert mich das an eine alte – mittlerweile abgerissene – Abhöranlage der Bundeswehr und der Amerikaner auf dem Hohen Meißner. 85 Meter über Grund auf dem Plateau des Hohen Meißner, da hatte man eine klasse Aussicht und gute Amateurfunk-UKW-Bedingungen, hihi. Nicht umsonst stand hier die Antennenanlage gen Osten… (der kalte Krieg läßt grüßen).
Sie wäre eine wundervolle LP-Location gewesen und wurde auch Opfer von massiven Vandalismus. Da gab es Geocaching noch gar nicht.
Von Trophäensammlern, Jugendlichen der umliegenden Ortschaften, Hobbyfotografen, „Resteverwertern“ (alte Küchenmaschinen über Türdrücker, Zaunanlagen, Kabelkanäle, Fenster, etc.) wurde alles abgeräumt oder zerstört, was der offizielle Demontagebetrieb zurückließ. Die Anlagenbestandteile wurden übrigens ins Ausland verkauft, hörte ich.
Tja, manch Fete wurde wohl dort auch gefeiert, wobei recht wenig Müll zurückblieb. Stören konnte man da keinen, lag schön abseits.
Schade, dass solch tolle Gebäude verschwinden, zumal sie z.T. auch ohne Aufwand anderen Bestimmungen hätten zugeführt werden können. Die in der Nähe und etwas tiefer gelegene zweite Abhöranlage (des BND) z.B. war super in Schuß, wurde aber komplett rückgebaut. DAS wäre ne z.B. klasse Herberge gewesen, mitten im Naturpark Meißner, alles soweit erschlossen. Schade, hab damals leider keine Fotos gemacht…