Welche Batterie für das GPS-Gerät?
Wer schon einmal Batterien für sein GPS-Gerät gekauft hat weiß, dass es preislich deutliche Unterschiede gibt. Selbstverständlich möchte man eine möglichst lange Laufzeit für sein Geld, doch lohnt sich der Griff zu den teuren Batterien wirklich?
Im Rahmen einer Laufzeituntersuchung eines anderen Gerätes lagen mir diverse Batterien unterschiedlicher Marken vor, welche zu Verkaufszwecken von den Herstellern gerne mit Superlativen in Sachen Leistung bedacht werden. Im Gegensatz zu dieser „High-Society“ ist mit der Ja! Batterie vom Discounter ums Eck auch eine Billigzelle am Start.
- Ansmann X-Power
- Duracell Industrial
- Duracell Simply
- Energizer Ultra +
- GP Ultra Plus
- Ja! Batterien von Rewe
- Varta High Energy
- Varta Power One
Bevor ich kurz auf den Testaufbau eingehe, einen kurzen Abriss über den Stromverbrauch von GPS-Geräten.
Gängige GPS-Geräte werden mit Batterien vom Typ AA (wird gerne auch als Mignon bezeichnet) versorgt. Die Spannung von meist zwei Zellen liegt im besten Fall bei 3V und leicht darüber, Leerlaufspannungen von bis zu 1,62V pro Zelle waren auch im Test nicht selten. Unter Belastung und mit zunehmender Laufzeit sinkt die Spannung, das Gerät benötigt dadurch dann einen höheren Strom, was die Zelle entsprechend wiederum schneller entleert. Sobald eine gewisse Spannung, welche je nach Gerät unterschiedlich ist, unterschritten wird, kann die Elektronik die im Vergleich zur Versorgungsspannung teilweise höhere interne Spannung nicht mehr zuverlässig liefern, das Gerät schaltet ab. Ältere Geräte wie das 60CSx von Garmin brauchen vergleichsweise wenig Strom, neuere Modelle wie das Garmin Oregon 650 sind aufgrund der Leistung schon etwas gieriger und gönnen sich beim Stromverbrauch gerne mal das Doppelte bis Dreifache. Das 60CSx schaltet zudem erst bei einer Versorgungsspannung von knapp unter 1,75V (weniger als 0,9V pro Einzelzelle) ab, das Oregon bereits bei etwas unter 2,2V (1,1V pro Einzelzelle). Viele Datenblätter und Herstellerangaben zur Leistung oder Laufzeit von Batterien beziehen sich auf eine Restspannung von 0,9V, für ein Oregon kann man diese Angaben dann also nicht ohne Weiteres verwenden.
Stromaufnahme von zwei GPS-Geräten bei verschiedenen Spannungen und Belastungen
3,5V | 3,0V | 2,5V | 2,2V | 1,75V | |
---|---|---|---|---|---|
60CSx Display an |
64-70mA | 77-85mA | 96-106mA | 118-135mA | 155-170mA |
Oregon 650t Display aus | 75-95mA | 82-112mA | 96-149mA | 106-152mA | keine Funktion |
Oregon 650t Display an | 98-130mA | 110-146mA | 123-186mA | 141-199mA | keine Funktion |
Oregon 650t Display an, Beleuchtung 100% | 182-211mA | 210-250mA | 256-307mA | 290-380mA | keine Funktion |
Tabelle 1: Vergleich Stromaufnahme Garmin GPSMap 60CSx und Garmin Oregon 650t bei verschiedenen Versorgungsspannungen und Belastungen
Beim Laufzeittest wurde kein GPS-Gerät verwendet, aber ein vergleichsweise ähnlich arbeitendes Gerät mit einer Stromaufnahme im Bereich von 160-240mA (vergleichbar mit einem Oregon mit ständig angeschaltetem Display und geringer Displaybeleuchtung). Der Strom steigt mit sinkender Spannung an, das Gerät schaltet bei etwa 4,5V – 4,6V ab. Das Testgerät selbst benötigt, dem geneigten Testkontrolleuer ist dies sicher bereits aufgefallen, daher mit 4 Zellen. Da die Batterien allerdings alle mit demselben Gerät und unter den selben Bedingungen getestet wurden, ändert sich bei der Übertragung der Testergebnisse auf GPS-Geräte lediglich die physische Anzahl Zellen und die Laufzeit aufgrund des unterschiedlichen Stromverbrauchs. Das Ergebnis ist also übertragbar und kann als ein vergleichbares Maß für die Leistungsfähigkeit der getesteten Batterien angesehen werden.
Beim Batterietest wurde die Spannung der Zellen und der Stromverbrauch, in Form von Spannung über einen kleinen Reihenwiderstand von 0,33 Ohm, aufgenommen und mit Hilfe eines Datenloggers aufgezeichnet.
Bild 1: Auswertung der Spannungsverläufe mit Datenlogger. Gelb= Zellspannung (4 Zellen), Blau = Spannung über 0,33 Reihenwiderstand -> entspricht Stromverlauf
Man kann deutlich erkennen, wie die Spannung (im Bild gelb dargestellt) zu Beginn typisch rasch einbricht, sich dann stabilisiert, mit zunehmender Zeit dann weiter absinkt und der Strom (hier in Form einer Spannung über einen 0,33 Ohm-Widerstand) im gleichen Zeitraum stetig zunimmt. Dort wo die blaue Linie steil auf 0 fällt hat das Testgerät aufgrund erkannter Unterspannung automatisch abgeschaltet.
Die Laufzeit wurde zusätzlich geräteintern in einem Intervall von 10 Sekunden protokolliert, die Werte über die Laufzeit in Tabelle 2 stammen aus dieser Quelle.
Laufzeiten der getesteten Batterien
Marke | Best before | Laufzeit | Preis* | Preis pro Stunde** |
|
---|---|---|---|---|---|
Platz 1 | GP Ultra Plus | 01/2023 | 6H 50M 10S | 4,21 €1 | 0,61€ |
Platz 2 | Varta High Energy | 12/2026 | 6H 33M 40S | 6,60 €1 | 1,01€ |
Platz 3 | Ja! Batterien von Rewe | 05/2022 | 6H 21M 50S | 0,795 €2 | 0,13€ |
Platz 4 | Ansmann X-Power | 09/2022 | 6H 16M 50S | 4,51 €1 | 0,72€ |
Platz 5 | Energizer Ultra + | 12/2025 | 6H 05M 30S | 9,76 €1 | 1,60€ |
Platz 6 | Duracell Simply | 03/2020 | 5H 58M 00S | 1,60 €3 | 0,27€ |
Platz 7 | Varta Power One | 07/2022 | 5H 09M 30S | 7,35 €1 | 1,42€ |
Platz 8 | Duracell Industrial | 03/2022 | 4H 59M 20S | 1,88 € 3 | 0,38€ |
Tabelle 2: Vergleich der getesteten Batterien
Leistungssieger war die Batterie „Ultra Plus“ von GP. Das Testgerät konnte mit diesen Zellen eine Laufzeit von knapp 7 Stunden erreichen. Schlusslicht sind die Industrial-Zellen von Duracell, mit denen es das Gerät auf nicht ganz 5 Stunden schaffte.
Da es bei Batterien allerdings nicht nur auf die Leistung, sondern bei Geocachern zwangsläufig auch auf den Preis ankommt, sticht die Billigbatterie „Ja!“ vom Discounter besonders hervor. Acht Batterien bekommt man hier für 1,59 € und im Vergleich mit den teuren Konkurrenten brauchen sich diese Zellen definitiv nicht verstecken.
Wer eine möglichst lange Laufzeit erreichen und dabei nicht unzählige Batterien mitschleppen möchte, sollte sich über Lithium-Batterien informieren. Die Energizer L91 Lithium AA als Beispiel erreicht Laufzeiten, von denen man mit herkömmlichen Batterien nur träumen kann. In einem GPS-Gerät dürften diese vermutlich (Vorsicht, ungetestete Spekulation, vielleicht hat hier ja jemand schon Erfahrungen gemacht und kann berichten) eine 24-Stunden-Statistikpolier-Tour durchhalten.
Eine gute und umweltschonendere Alternative zu Batterien sind Akkus mit geringer Selbstentladung (Beispiel Eneloop), die auch nach ein paar Wochen im Rücksack noch genug Leistung für eine Cachetour besitzen. Mit Eneloops bin ich schon seit einigen Jahren unterwegs und bisher nicht enttäuscht worden. Zusätzlich kann man, egal ob Batterie oder Akku in Benutzungt, mit entsprechenden Energiesparoptionen (Display automatisch nach 10 Sekunden ausschalten) und niedriger oder sogar ausgeschalteter Displaybeleuchtung eine deutlich höhere Laufzeit erreichen. Das bringt auf jeden Fall mehr als vermeintlich leistungsstarke Batterien oder Akkus mit x-tausend mAh und schont zudem noch den Geldbeutel.
Fehler im Bericht entdeckt? Sehr schön, denn irren ist menschlich -> Ein Kommentar wäre nett, vielen Dank.
* Die Preise schwanken zum Teil deutlich, je nachdem ob man die Batterien im Offline-Laden oder Online-Shop kauft. Selbst Online gibt es noch enorm große Unterschiede, mit einem Preisvergleich kann man schnell ein paar Euro sparen.
** Der Preis pro Stunde gilt hier laufzeitbedingt nur für Testgerät, ist aber ein guter Vergleichspunkt
1) Preis für 4 Batterien im Shop von Mouser
2) Preis für 8/2 = 4 Batterien bei REWE
3) Preis für 4 Batterien bei Alternate
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Freitag, 26. August 2016 13:32
[…] Welche Batterie für welches GPS-Gerät? Das wollte JR489 gerne wissen und hat einen lesenswerten Testberich verfasst. […]
Donnerstag, 25. August 2016 22:46
Falls Jemand ein gutes Archiv hat:
27 Alkali-Mangan-Batterien LR6/Mignon im Vergleich
c’t 23/2002 Seite 192
Donnerstag, 25. August 2016 15:44
@Hulmgulm: Vielen Dank für den Tipp.
1,99€ für 10 Stück, das ist preislich vergleichbar mit den Ja!-Batterien. Mal sehen vielleicht komme ich demnächst mal hin und kann einen nachträglichen Vergleichstest machen.
Donnerstag, 25. August 2016 15:38
In der c’t war vor Jahren mal ein AA Batterien Test (finde ihn gerade nicht mehr). Das Fazit war, dass die teuren Markenbatterien mehr Saft enthalten als die billigen No-Name. Aber auch unverhältnismäßig teuer sind. Am meisten Strom fürs Geld bekam man da mit den No-Name Batterien. Die Empfehlung war, glaub ich, IKEA Batterien zu kaufen.