Die Geocaching-Offensive

Ein Tourismuskonzept mit einer Handvoll Geocaches? Darüber kann man im Tannheimer Tal nur lachen. Wenn sich ein Hotel, eine Bergbahn und ein Tourismusverband zusammentun, dann soll dies nachhaltig sein. Mit ein paar wenigen Dosen, das haben die wirkenden Köpfe hinter dem Account „Schwarzer-Adler“ richtig erkannt, lockt man keine Gäste an und schon gar nicht so, dass es sich auch für den Tourismus lohnt.
Offensiv, das ist genau das was manch einem Tourismusverband fehlt. Einfach mal ein paar Euro in die Hand nehmen und die Landschaft ordentlich(!) bedosen.

Mit aktuell über 230 und in wenigen Tagen über 300 Geocaches wertet das Hotel Schwarzer Adler in Tannheim/Tirol die Region mit einem beliebten Freizeitangebot auf.

Quelle: Geocaching-Offensive im Tannheimer Tal

Wenn Geocacher beim Anblick der Karte feuchte Augen bekommen und sich ein Urlaub in der Region so richtig auf den Zähler auswirkt, genau dann geht das Konzept auf.

Geocaching im Tannheimer Tal

Quelle: geocaching.com (OpenStreetMap)

„Durch die Geocacher merken wir einen deutlichen Anstieg der Fahrten und unterstützen das Angebot“, bestätigt Wolfgang Moosbrugger Geschäftsführer der Tannheimer Bergbahnen.

Quelle: Geocaching-Offensive im Tannheimer Tal

Selbst ein abgelegenes Restaurant/Motel in der Wüste Nevadas kann davon ein Liedchen singen. Bei Geocachern passt in Anlehnung an den bekannten Spruch „Liebe vergeht, Hektar besteht“ allzuoft „Erinnerung vergeht, Statistik besteht“ und genau hier trifft das Tourismuskonzept den Nerv potentieller Kunden mit einem gewissen Hang zu Tupperdosen im Wald*.
Während ein Dutzend Caches auf der Karte schlicht untergehen, kann man sich als Urlaubsregion – und Regionen die es werden wollen – mit einer großen Masse an Geocaches auf kleinem Raum über die Grenzen Deutschlands hinweg einen Namen machen. 300 Dosen sind schon ein guter Anfang, so ab 1000 ausgelegten Caches im Abstand von weniger als 200 m (Mindestabstand 161m beachten) wird es dann wirklich interessant. Wenn man einen Rentner, der etwas dazuverdienen möchte und eine gewisse Affinität zur Technik mitbringt, zum Auslegen und zur Wartung engagiert, kommt man pro Dose vielleicht noch auf ein paar Euro. Vorbei also die Zeiten, in denen man professionellen Cachelegern für wenige Dosen einen Batzen Geld in den Rachen werfen musste und keinen wirklichen Nutzen davon hatte. Mit etwas Verhandlungsgeschick dürfte man für 10k-20k Euro eine 1000er Runde also problemlos realisieren können… und dann wird sich kein Hotel und keine Pension mehr über leere Betten oder Restaurants über leere Tische beklagen, dann rockt die Region! Wenn jeder der Begünstigten dann pro Monat ein kleines Trinkgeld in ein regionales Geocachingkässchen wirft, aus dem man im Falle von ebenso intelligenten Konkurrenzregionen den Rentner wieder aktivieren und die eigene Region um ein paar hundert Dosen interessanter machen kann… ich denke ich brauche das Ganze nicht weiter austreten. :ja:
Das Tannheimer Tal hat es vermutlich als erste Region richtig erkannt, nur mit der Masse lockt man Geocacher in Massen an.
Klotzen statt kleckern – so geht Geocaching-Tourismus und nicht andersSmilie by GreenSmilies.com

Dieser Artikel mag durch und durch ironisch klingen, ist er aber nur bedingt. Masse ist das, was die meisten Geocacher wollen und mit so etwas wird dieser Wunsch endlich bedient – Quid pro Quo – ich freu mich für euch! Und bitte übernachtet auch im Hotel Schwarzer Adler in Tannheim, schließlich habt ihr dem Betreiber die 300 Punkte zu verdanken. ;)

* Es muss nicht zwangsläufig Wald sein, ab entsprechender Dosenzahl ist das sogar egal.

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Datum: Mittwoch, 24. Juni 2015 9:26
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21 Kommentare

  1. 21

    […] Tal. JR849 hat sich dazu auch gleich Gedanken gemacht und ein wenig recherchiert. In seinem Artikel “die Geocaching-Offensive” findet sich natürlich mal wieder eine Spur Ironie. Aber eben nicht […]

  2. 20

    ich hatte unseren Urlaub in Reutte schon gebucht und erst jetzt gesehen das dort ein Paar Dosen liegen. Werde wohl die 3 Seen Tour machen.
    Dosen oder nicht !?! die Region muss passen.
    Wenn der Weg schön ist „nehme“ ich die Dosen mit ………
    Der Weg ist das Ziel kann auch schon mal nur 1 Punkt und 20km oder mehr km sein. :lol: Jedem das was er braucht.
    Ist besser als am Kanal alle 160m vom Rad zu steigen ;-) :bravo: :maul:

  3. 19

    Und ?

    Ich find’s gut. Man muss ja nicht das Angebot annehmen.
    Surfer fahren auch zu den Surf-Spots in Urlaub, Taucher zu Tauch-Spots usw.
    Niemand wundert sich deswegen.
    Viele UrlaubsRegionen investieren Millionen in die Infrastruktur (Radwege, Bergbahnen, Skilifte usw. was sind da paar hundert Euro für Dosen.

    Gruß

  4. 18

    @Charlenni:
    Klasse statt Masse ist eigentlich leicht zu finden.
    Eben erst das Urlaubsgebiet aussuchen, dort einen Cache auswählen (oder Koordinaten oder was auch immer, abhängig halt von der Suchmethode) und die Caches in einem gewissen, zumutbaren Umkreis nach Favoritenpunkten sortieren. Hat man erst einmal seine möglichen Highlights, ergibt sich die Tour mit den sonstigen Dosen von selbst.

    Der große Fehler ist in meinen Augen eher, das Urlaubsgebiet von den Caches abhängig zu machen. Man kann abhängig von den Caches den schlussendlichen Ort oder das Hotel wählen, aber die Wahl der Region sollte unabhängig erfolgen (es sei denn, man hat ohnehin vor, einen ganz bestimmten Cache aufzusuchen).

  5. 17

    ich finde es toll, wenn sich jemand so engagiert und die herrliche Bergwelt des Tannheimertales auf diese Weise erleben läßt. Gratuliere denen, die dies initiiert haben. Und jede einzelne der Wanderungen lohnt sich – in jedem Fall – schon wegen der Natur. Wenn dann noch das Vergnügen – Caches zu loggen – dazu kommt, ist ein Tag dann endgültig perfekt. Freue mich auf die nächsten Wanderungen bei Euch. – Churchill  

  6. 16

    Nun ja, mehr Dosen fallen einfach mehr auf der Karte auf. Wenn gute Dosen (viele FP) größer dargestellt werden würden, dann wären diese eventuell genau so attraktive wie die Powertrails. Oder anders: wie soll man Masse von Klasse unterscheiden, wenn man auf der Suche nach einem Urlaubsgebiet ist? Ich ertappe mich auf alle Fälle immer wieder, dass ich auch den Powertrails auf der Karte erliege und nachschaue, was es ist :ups: .

  7. 15

    @ChiefController: Jipp, das Tourismuskonzept scheint wirklich aufzugehen. Die ersten Dosen werden auch schon wieder von Cachern ersetzt. :irre: :wallbash: Somit entfallen die Wartungskosten auch noch und man läuft nicht Gefahr, dass eine der wertvollen Dosen wegen mangelnder Wartung ins Archiv verbannt wird… :roll:

    Jedenfalls ist diese Art des Cachens nichts für mich. Durch solche PornoPowertrails wird nur die Suche der für mich schönen und interessanten Caches erschwert. Also lieber für 30 Stationen einen Punkt als für 1 Station 30 Punkte.
    Aber ich weiß, ich bin ich diesen Dingen ja nicht normal… ;) :mrgreen:

  8. 14

    Wenn man sich die Logs anschaut, scheint das Konzept aufzugehen. Da werden schon Urlaube umgeplant und die einschlägigen Turbocacher waren auch schon da.
    Aber was soll’s? Jeder wie er’s mag und verdient.
    Ich für meinen Teil verbringe meinen Sommerurlaub lieber wieder im benachbarten Lechtal. Da ist die Welt noch in Ordnung und manche Caches warten monatelang auf ihren Erstfund :mrgreen:

  9. 13

    Kann ich die Dosen wenigstens alle mit dem Geländewagen anfahren? Wäre ja unmenschlich wenn das laufen müßte, sehr bergig da. :P

  10. 12

    Irgendwie spricht mich dieser Blogartikel an. Na klar: Das Tannheimer Tal ist legendär!

    Herbst 2013 – da hatte ich einmal ein nettes kleines Hajk mit meinen Pfadfinderkollegen im schwäbisch-tiroler Grenzgebiet von Jungholz über Oberjoch – Tannheim – Schochenspitze zum Vilsalpsee. 3 Tage wandern mit einem schweren Rucksack, mittags einen Kaiserschmarrn auf dem Benzinkocher zaubern und abends herrliche Sonnenuntergänge – und zwischendrin gab es irgendwo EINEN EINZIGEN Aussichtspunkt, an dem man loggen konnte – übrigens Das größte Logbuch der Alpen (http://coord.info/GC1TB9P). Logisch, dass mir das alles noch in Erinnerung geblieben ist.

    Wenn ich mir diese Landschaft nun voller Filmdosen-Jünger vorstelle, die von der einen zur anderen Dose hetzen, dann muss ich mich fremdschämen.

    Zudem bin ich der Ansicht, dass der Tourismus im Tannheimer Tal auch ohne versteckten Plastikmüll stabil bleibt… :ja:

    Anyway… Wie dem auch sei: Happy caching!

  11. 11

    Hmm, wenn man versucht hat, mit den Caches ein Muster zu erzeugen, ist dies irgendwie in die Hose gegangen. Im wahrsten Sinne des Wortes. Das sollten die Amis aber fix veepixeln.

  12. 10

    Bissl übertrieben ist das schon. Die hätten sich auf vielleicht 30 bis 40 Caches aus allen Typen beschränken, diese dafür aber umso schöner und interessanter machen sollen. Multis vermisste ich, Mysterys, 2-3 Earthcaches hätte man sicher auch noch bringen können… so wäre halt für jeden was dabei gewesen anstatt nur 30 km Tradis…

  13. 9

    Auf dem Gipfel des östlich gelegenen Hahnenkamm (schöne Aussichten auf das Tannheimer Tal; GC1W18B) bin ich schon vor drei Jahren gestanden, da werde ich extra für die paar Dosen nicht nochmal anreisen.
    Freilich, wenn ich mal wieder in der Ecke bin und die entsprechenden Wanderungen mache, dann sind die Dosen willkommen. Aber Caches an sich sind kein Grund für mich, irgendwo Urlaub zu machen; umgekehrt wird ein Schuh (Wanderstiefel) draus.

  14. 8

    Die Statistiker sterben nicht aus und den Verweigerern ist sie heute schon egal.

    Na dann ist doch jeder zufrieden, und alles ist in Butter ;)

    Gruß
    Gerald

  15. 7

    Hey, du hast vergessen die kleine Überraschung zu erwähnen, die man bekommt, wenn man alle Letterboxen gemacht hat und sein Heftchen mit allen Stempeln im Hotel vorzeigt.

    Ob da G$ jetzt ankommt und einen Anteil am touristischen Umsatz abhaben will (für die viiiiele Arbeit, die G$ ja damit hat und außerdem gehört das Geocaching ja G$, also im Prinzip…) oder sonst droht, die Caches wegen Kommerzialität zu sperren?

    Wie immer gilt: Ironie-Tags reichlich und nach eigenem Ermessen über diesen Beitrag verteilen. ;)

  16. 6

    @D-Buddi – die Hoffnung stirbt auch bei dir zu letzt. :mrgreen: Ich glaube nicht, das dieser Punkt je erreicht wird. Die Statistiker sterben nicht aus und den Verweigerern ist sie heute schon egal.

  17. 5

    Jessas, die Vereine gibt es schon! :wallbash:

    Nein, ganz bestimmt nicht! Das ist nicht meine Welt. :doh:

  18. 4

    @Bernd: Warum warten?
    Zu den Geocaching-Vereinen geht es hier entlang. ;-)

  19. 3

    Tja, Powertrail eben. Geocacher sind auch nur Menschen und wer mit sich selbst nicht zufrieden ist schafft sich eine „Ersatzbefriedigung“. Das geht am Besten über die eigens generierte Statistik. Und je mehr Funde, insbesondere FTFs (Badges…..) man vorweisen kann desto besser ist man. Hallo? Schaut her!!! Ich habe 8000 Caches gefunden!!! Ich bin der Held, ich habe Erfahrung, Ich…… :winken:

    Du bist, was du machst und lebst. 8)

    Für mich sind die Zeiten vorbei in denen ich Caches gebolzt habe auf „Teufel komm raus“. :ups: Brauche ich nicht mehr. Ab und an wenn ich Zeit habe, gehe ich Cachen. Es kommt sogar vor, daß ich ohne GPS aus dem Haus gehe. :-?

    Aber wartet mal ab was passiert wenn es „Geocacher Vereine“ gibt. Dann sind solche Trails möglich. :bravo:

    Bei solchen Bildern denke ich mir „Wer`s braucht“

  20. 2

    Da fahre ich nicht hin. Es gibt ja nicht mal Bonus-Caches!

  21. 1

    ich sehe da eben leider gar keine Ironie mehr sondern nur aktuell gültige Tatsachen :verzweifelt: Und es ist auch zu bezweifeln das sich daran kurzfristig etwas ändern wird :roll: Mittelfristig vielleicht schon weil irgendwann sogar der letzte Cacher merken wird das einen viele Funde nicht berühmter oder beliebter machen, aber der Punkt ist noch nicht erreicht :ugly: