Reviewer-LP-Gefälle Ost-West
Mehr als 22 Jahre nach der deutschen Wiedervereinigung gibt es immer noch an vielen Stellen ein Ost-West-Gefälle. Man könnte meinen, dass das Hobby Geocaching, welches ein Jahrzehnt nach diesem geschichtsträchtigen Ereignis das Licht der Welt erblickte, in Ost und West ohne die nicht mehr existente Mauer in ähnlichen Bahnen verläuft. Allerdings ticken die für den Osten der Republik zuständigen Reviewer wohl nicht im Einklang mit den Wessi-Reviewern, oder andersherum.
Der Begriff Lost-Place, sowie die Abkürzung LP oder LPC, sind im ehemaligen Westen scheinbar zum Buzzwort Nr.1 in neu eingereichten Listings geworden, ebenso Sätze wie…
…es handelt sich um einen LP, also es geht teilweise in alte Gebäude und es ist gelegentlich etwas unwegsam. Ihr handelt immer auf eigene Verantwortung, also erst überlegen, ob ihr das tun wollt.
Quelle: Irgendein Listing eines LP-Caches
…Wie ihr euch an einem LPC zu verhalten habt, sollte die Masse wissen. Geht niemals alleine, bewegt euch vorsichtig und passt auf eure Schritte auf. Jeder handelt auf eigene Gefahr/Verantwortung!
Quelle: Noch irgendein Listing eines LP-Caches
…Die Location befindet sich in der Nähe eines Wohngebietes. Die Anwohner reagieren sehr sensibel auf Besucher des Geländes, da es in der Vergangenheit immer wieder zu Vandalismus und Plünderung gekommen ist. Daher ist jeder Cacher dazu angehalten maximale Unauffälligkeit an den Tag zu legen und folgende Punkte zu beachten:
Kein Rudelcachen! Maximale Gruppenstärke soll 5 Personen nicht überschreiten. (Parkmöglichkeit besteht auch nur für ein Fahrzeug.)
Der Cache ist nur tagsüber durchzuführen, da die Taschenlampen bei Dunkelheit viel zu auffällig wären.
Betreten und Verlassen des Geländes nur, wenn man sich ganz und gar unbeobachtet fühlt.
Im Objekt hat man sich so leise wie möglich zu verhalten, da oft Spaziergänger in der Nähe vorbei laufen.
Jegliche Arten von Beschädigung oder Entwendung sind zu unterlassen.Wer sich nicht an diese Vorgaben hält, muss damit rechnen, dass er Gesellschaft von der exekutiven Staatsgewalt bekommt.
Quelle: Und noch ein Listing eines LP-Caches
… in denen teilweise „LP“ verwendet wird und die das nicht explizit Ausgeschriebene, also das Betreten von verlassenen Gebäuden ohne eine Genehmigung, doch eindeutig beschreiben.
Sofern es in der Eile des Reviewprozesses nicht übersehen wird*, bekommt man anstatt der Publish-Mail eine Note vom Reviewer, in welcher man zur Örtlichkeit befragt und um eine Genehmigung für diesen Cache vom Haus-, Fabrik- oder Grundstücksbesitzer gebeten wird. Ohne Genehmigung keine Veröffentlichung – das hat vor fast zwei Jahren angefangen und wird seitdem im Westen der Republik pragmatisch umgesetzt.
Wer dennoch einen Lost-Place-Cache auslegen möchte, muss mit einem unauffällig gestalteten Listing den Reviewer austricksen und sich entweder mit einem schwierigen Rätsel die Anfänger und Petzliesen vom Hals halten oder hoffen, dass der Cache eine Weile so durchhält.
Lost-Places im Westen – die Altbestände fallen oft dem Bagger zum Opfer und Neues kommt nicht nach. Langsam aber sicher rutscht diese Art des Cachens auf die rote Liste.
Im Osten hingegen kann man diesen Trend nicht beobachten. Die oben zitierten Textausschnitte stammen allesamt aus recht neuen Listings von LP-Caches aus dem Osten und sind hier mit Sicherheit nicht nachträglich eingesetzt worden. Entweder haben die Reviewer dort eine Leseschwäche oder man übersieht gezielt die eindeutigen Textpassagen und drückt beide Augen zu…
Dabei müssten sich doch alle Reviewer in Deutschland an die gleichen Regeln halten , worunter auch die bisher 57-mal mit nur einem Stern bewertete Regel zu Caches an/in LPs gehört:
Wer an einem Lost Place einen Cache verstecken oder sich auf die Suche danach begeben will, muss sich zunächst darüber klar werden, ob das Betreten des Fundortes legal möglich ist. Mit dem Einreichen eines Listings versichert der Owner, dass er befugt ist, den Cache an der gewählten Stelle zu verstecken.
Quelle: gc-reviewer.de
Ein Vorteil scheint diese, in den länderspezifischen Regelungen nicht explizit ausgeschriebene Duldungsklausel Ost zu haben. Die Wessis Wessi-Cacher machen wieder vermehrt Urlaub in den neuen Bundesländern… ob da vielleicht ein Tourismusbüro dahintersteckt?
Wer also wieder mal ordentlich LP-Cachen gehen möchte, sollte sich im Osten der Republik umsehen, genügend Zeit mitbringen und sich VORHER ordentlich informieren… oder darauf hoffen, dass irgendwann einmal das rollierende Reviewer-System eingeführt wird, bei dem die LP-Enthusiasten mit der Lizenz zum Freischalten auch mal den Rest des Landes mit ihren „Publishs“ verwöhnen dürfen – ich wünsche viel Spaß beim Urlaub in der ehemaligen DDR.
* Soll schon vorgekommen sein
Montag, 7. Mai 2018 9:04
[…] Spaß bereitet und wer möchte schon auf solche Highlights verzichten. Und auch die Reviewer werden zumindest im Osten weiterhin beide Augen zudrücken wenn es um LPCs geht… zumindest solange sich die Geocacher im Ansatz zu benehmen wissen und […]
Sonntag, 6. Januar 2013 22:52
@Dickkopf: Mit dem Artikel möchte ich gar nichts erreichen. Es ist mir lediglich ein extrem unterschiedlicher Umgang bei der Veröffentlichung von LP-Caches aufgefallen, den es eigentlich in dieser Form nicht geben sollte…
Oder hätte ich das Thema nicht ansprechen dürfen, weil ich selbst LP-Caches ausgelegt habe, bzw. besuche?
Sonntag, 6. Januar 2013 16:44
Hallo JR,
was willst du denn mit diesem Artikel erreichen?
Wenn es „hier im Westen“ aufgrund der hoeheren Cacher-Dichte kombiniert mit einem LP-Mangel zu mehr Problemen kommt, ist doch fast logisch, dass man in „Konflikt-Gegenden“ konsequent Regeln durchpeitschen muss.
Ob man das nun pauschal in „alte“ und „neue“ Bundeslaender trennen kann, weiss ich nicht. Diese Statistik verfolge ich nicht.
Doch wenn es innerhalb Deutschland Gegenden gibt in denen Cacher weniger Aerger verursachen, ist es doch bestens wenn die Regeln dort weniger buerokratisch gehandhabt werden!?!
Was ist denn dein Problem? Freu dich dass ab und an noch LP-Cachen moeglich ist – und gut.
Meine 2ct,
Dickkopf
Freitag, 4. Januar 2013 22:54
Auf die exakte Definition des Begriffes „Lost Place“ warte ich ja bis heute noch !
Wobei es mich sowieso wundert, dass eben diese Caches für Groundspeak ein Problem darstellen – lt. „Mr. Abandoned Place“ (=radioscout) dürften die den genannten Begriff ja gar nicht kennen …
Aber es bewahrheitet sich wohl doch, was in zahlreichen Blogs und Foren geschrieben und mit derselben Häufigkeit von Groundspeak bzw. seinen Lakaien negiert (oder besser gesagt: nicht kommentiert) wird:
Alle machen irgendwie ganz dolle, aber keiner weiß so recht, was genau ! Und auf den R.O.T. – Veranstaltungen wird vermutlich allenfalls über die Klimaerwärmung oder den umgefallenen Sack Reis in Simferopol gesprochen, aber ganz sicher nicht über ein einheitliches und sinnvolles Vorgehen.
Passt aber auch gut zu seiner Heiligkeit Jeremy I., der sich seit geraumer Zeit ja auch vornehmlich um Nichtigkeiten und Quatsch kümmert (Challenges, Avatare, Farbe der Icons, …), statt einmal an der Basis nach den tatsächlichen Bedürfnissen zu horchen.
„Wie der Herr, so’s Gescherr „
Freitag, 4. Januar 2013 22:47
@Road Runner^^: Stimmt, aber da war man ja zu solchen Maßnahmen gezwungen worden. Sonst würde es die Trau-Dich-Serie mit Sicherheit noch geben.
Freitag, 4. Januar 2013 22:33
Hm, dieses „Gefälle“ gilt definitiv nicht für Leipzig…
Freitag, 4. Januar 2013 22:16
West- Ostgefälle?
Tja, ich denke, da gibt es auch noch ander Gründe.
Zum Beispiel ist es bei vielen LP in den „neuen Bundesländern“ einfach wirklich keine Eigentümer, bzw. ist es nicht so einfach nachvollziehbar, wem das Gelände/ Örtlichkeit gehört. Absperrungen existieren oft genausowenig wie ein Hinweis auf Besitzer. Ich kenne einige Lokation (teilweise unbedost, und das bleibt hoffentlich auch so) wo es so ist und wohl auch bleiben wird.
Nachdem die Betriebe, Dörfer, Städte, ehemalige Grenzanlagen und was auch immer, aufgegeben wurden, gingen diese manchmal an staatliche Banken über, weil einfach kein Eigentümer feststellbar. Das hängt auch mit der Verstaatlichung nach 45 zusammen, als sehr viele enteignet wurden und sich nun keiner mehr findet, der das haben möchte. Viele der Lokations sind für Anleger oder Investoren einfach unattraktiv. Deswegen keine richtigen Besitzer.
Genauso ist es mit der Absicherung gegen unbefugtes Betreten. Ich lernte einen Typ kennen, in dessen Wald sich einige verlassene Bergwerkstollen und Häuser befinden. Der hat einfach nicht das Geld und die Möglichkeiten das alles zu machen und hofft einfach, dass nichts passiert.
Allerdings geht mir der Hype der LP- Cacherei mittlerweise mächtig auf den Sack. Die Logs, die sich wirklich mit dem LP befassen, mit seiner Atmosphäre, Geschichte, gemachten Eindrücken kannst Du an einer Hand abzählen. Die meisten holen sich den Punkt, labern was von war geil und spaßig, das wars.
Ups, doch mehr geschrieben als ich dachte.
Na denn, machts gut. Olli
Freitag, 4. Januar 2013 20:41
Wahre Worte…
Das Gleiche trifft auch noch auf T5er zu. Auch da gibt es, zumindest hier in NRW, keine Chance mehr auf einen Publish, wenn nicht Name und Kontaktmöglichkeit des jeweiligen Objektbesitzer angegeben werden.
Klar sind manche Dosen in einer rechtlichen Grauzone, bis teils ins Tiefschwarz hinein. Aber das sind meist auch die Dosen, durch die ein Unternehmen in Seattle erst solch einen enormen Zuwachs verzeichnen konnte.
Wird wohl Zeit für solche „speziellen“ Orte eine andere Plattform zu wählen. Gibt es bei Munzee eigentlich irgendwelche Richtlinien???