Warum?
Vor ein paar Tagen hat mich ein Tweet von Jochen…
Da hätte es auch einen Multi getan
http://www.geocaching.com/geocache/GC65C6C_wrw-1
Quelle: Twitter
… auf eine kleine Tradiserie aufmerksam gemacht.
Auf der heutigen Hunderunde hat mich das „Warum?“ beschäftigt.
3,5km, 17 Dosen – im Schnitt also etwa alle 206m einmal bücken. Warum?
Ich selbst habe auch schon kleinere Serien ausgelegt, allerdings nie im großen Stil und ich habe im Schnitt die Abstandsregel nicht derart ausgereizt. Dennoch sind bei manch einer Runde zum Multi noch ein paar Tradis hinzugekommen oder ich habe noch einen Bonus als Extra-Punkt mit ausgelegt. Aber warum?
Wollte ich möglichst viele Cacher anlocken und mit meinen Dosen beglücken?
Hmm, keine Ahnung. Es gibt keine Rangliste von Geocaches mit den höchsten Fundzahlen, zumindest gab es das zu meiner aktiven Owner-Zeit nicht. Ebensowenig gibt es eine Möglichkeit, die mit den Dosen bereitete Freude zu messen. Die Auswertung der Loglänge o.ä. ist Dank Copy&Paste bei Dosensammlungen eher sinnfrei und bei der Favoritenpunktvergabe wird vermutlich jeder 0815-Vogelhäuschen-Cache besser bedient. Die angesichts der hohen Anzahl Dosen angelockten Geocacher verursachen eigentlich nur mehr Arbeit und dadurch höhere Kosten. Ab einer bestimmten Anzahl Caches pro Kilometer tendieren die meisten Cacher sowieso zum Einheitslog, entsprechend spaßfrei ist am Ende auch das Lesen der eintreffenden Logs.
Wollte ich insgeheim, dass andere Geocacher auf den Zug aufspringen und ebenso solche Runden auslegen, damit ich selbst auch solche Serien loggen kann?
Nein, zumindest nicht bewusst. Klar habe ich auch gezielt Cacheansammlungen aufgesucht und frage mich heutzutage warum ich den ein oder anderen stumpfsinnigen Pornotrail überhaupt gelaufen bin. Es waren allerdings auch nette Ecken darunter, die ich vermutlich ohne eine höhere Cachedichte nie entdeckt hätte. Eine geringe Cachedichte ist schlecht für die Statistik und diese rückt vermutlich in jedem Cacherleben irgendwann einmal in das Zentrum der Aufmerksamkeit. Multis waren schon vor vielen Jahren Statistikkiller, zumindest wenn man sie selbst laufen musste und man sie nicht Dank bereits damals kursierender Finallisten zum Tradi degradieren konnte oder jemand, „Quid pro quo“, für einen mitgeloggt hat. Ja, so etwas ist ganz und gar nicht neu und manch einer hätte es Dank dieser Hilfen nie in entsprechende Höhen geschafft oder könnte sich dort auch nur ansatzweise halten… aber das ist eine andere Geschichte.
Wollte ich möglichst große Aufmerksamkeit mit meinen Dosen bekommen?
Auch nicht. Mit der vergleichsweise mickrigen Anzahl an Dosen hätte ich das sowieso nie geschafft und der persönliche Spaßfaktor war beim Basteln deutlich höher als beim reinen Auswerfen.
Warum also?
Die Frage kann ich mir zurückblickend nicht erklären, zumindest nicht rationell. Vermutlich war ich in Anlehnung an „schwanzgesteuert“ völlig „statistikgesteuert“, aber selbst das ergibt als Owner, der seine eigenen Dosen nicht loggt, eigentlich keinen Sinn. Das „Warum?“ kann ich mir für mich selbst daher nur mit einem „Weil ich es konnte!“ beantworten… auch wenn das irgendwie eine ziemlich unbefriedigende Antwort ist.
Warum wirft man 17 Dosen auf einer Strecke von 3,5km aus?
Was erwartet man sich davon?
Gibt es überhaupt eine vernünftige Erklärung dazu?
PS: Das „Warum werden solche Serien nicht unterbunden, bevor es mit der Masse wieder unnötig Probleme gibt?“ erspare ich mir, denn in Seattle versteht man das sowieso nicht und die Reviewer können diesbezüglich, traurig aber wahr, als eigentliche Exekutive in dem Fall auch nur zuschauen.
Freitag, 6. November 2015 19:28
Wenn wir uns einmal die Gegebenheiten anschauen und uns fragen, was solche Lümmelrunden ausmacht, dann stellen wir mit ziemlicher Sicherheit schnell fest, dass diese Tradiparcours immer
1.) mit der Bitte um das Besuchen und eine herzlichen „Viel Spaß“ beworben werden.
2.) in Homezone-Nähe des Owners liegen.
3.) einen (wenn auch manchmal seltsamen) Bezug zur Location haben (Vogelartenrunde, Planetenrunde, Biermarkenrunde, Monatsrunde, Zahlenrunde etc.).
und 4.) irgendwas mit Landschaft zu tun haben.
Ergo: Das Stichwort ist „Dahoamigkeit“. Mit einem bodenständigen Bezug zur Heimat ersetzt das Cachemarketing noch so jede Heimatstrukturhilfeförderung. Der Owner outet sich als „der Dahoame, der hier dahoam is“ und bietet gleichzeitig den „Nicht-Dahoamen“, die nicht „mia san“, einen Einblick in seine Heimat, indem er sie z.B. mit Dosen in den Wald lockt. Und nach der Suche erntet er eine Menge Logs, die die „Dahoamigkeit des Dahoamen“ loben und die Örtlichkeit als „Tolle Location, TFTC!“ besingen.
Also, wenn ich so heimatverrückt wäre, würde ich auch so eine Runde in den Wald pfuschen.
Dienstag, 3. November 2015 23:22
[…] jr849 macht sich Gedanken über Tradi-Runden und […]
Sonntag, 1. November 2015 23:56
Ich war jung und dachte, das wäre was tolles!
Ja, auch ich hatte mal die halbe Mainzer Neustadt zugeballert und entlang der Rheinallee (gut 3km) auch ein gutes Dutzend Dosen ausgelegt. Fand ich toll und hoffte auch auf Ruhm und Anerkennung.
Doch wenn man die Dosen Stück für Stück auslegt und erst Wochen später den Bonus auslegt, dann darf ist man der Meckerei der Community ausgesetzt („Wieso jetzt erst?“ „Wegen einer Dose komme ich nicht noch mal vorbei“, usw.).
Und wer die Serie dann mal schnell gemacht hatte, fragte begierig nach „Machste doch noch so eine Serie?!“
Aus heutioger Sicht: vollkommener Schwachsinn!
Klar, das zieht Leute an und das Postfach macht immer BING! BING! BING!
Aber man kommt kaum noch mit dem Lesen der Logs nach (was inhaltlich genauso 08/15 ist) und hat häufig NM/ NA Logs, fährt hin, kotronolliert, besser aus, tauscht das Logbuch, usw.
Wer meint, ein Dutzend Dosen über wenige Kilometer verteilen zu müssen, sollte diese besser als physische Stationen auslegen.
1. idealer Weise gibt es entlang dieser Runde wirklich etwas zu sehen oder zu lernen (z.B. Infotafeln).
2. man verhindert, dass andere Hohlbirnen, hier und da Dosen legen („weil da noch keine lag“ oder „Dosen-Dieter ihm sein Geburtstags-Cache“)
3. man reduziert die Frequenz der Besucher drastisch
4. die Wartungsarbeit verringert sich um ein Vielfaches
5. es interessiert heutzutage niemanden mehr, ob nun „Dosen-Daisy“ oder „Peter.PETling“ für einen oder mehrere Funde verantwortlich ist.
Freitag, 30. Oktober 2015 4:53
Jetzt muss ich mich auch mal zu Wort melden, statt noch ein weiteres Jahr hier still mitzulesen.
Lieber Clownfish!
Wie kannst du es wagen so etwas zu schreiben, wo man doch immer zu hören bekommt ich würde in einem Cacherparadies wohnen… das geht garnicht!
Aber Spaß beiseite: Als Betroffener des Gebietes von dem Du hier wohl sprichst/schreibst hab ich das ganze Problem dieser Petling-Aneinanderrehungen kürzlich für mich relativ einfach gelöst.
Es gibt da dieses schöne GSAK Makro DeleteIgnoreIgnore.
Also einfach ein oder zwei 1000er Query von dem Gebiet erstellt, das ganze in GSAK gefiltert, der Owner lässt seine Dosenreihen ja gottseidank alle mit den selben 4 Buchstaben beginnen , und ab damit auf die Ignoreliste bei GC.
So sauber war die Karte nicht mal als ich noch Basicmember war.
Mittlerweile lässt sich nun auch mit meinem Homezonequery wieder etwas anfangen; das reicht nun wieder für gut 30km im Umkreis anstatt knapp 15 wie vorher.
Schöne Grüße aus dem noch schöneren Tirol!
tirolersteff
Netter Blog übrigens. Bin immer wieder gerne mal hier.
Mittwoch, 28. Oktober 2015 15:31
Lange, lange dachte ich über diesen Blogeintrag nach – als „Betroffener“!
Es schrieben die Legenden Schrottie, Radioscout und Zappo…
Mir bleibt nur ein bescheidenes:
+1
P.S. *Mein* Powertrail http://www.opencaching.de/cachelist.php?id=219 liegt mit dem einmaligen Finalcode: OC12345.
Werbung für OC-only oder egozentrische Hybris? Lange, lange werde ich darüber noch sinnieren!
Mittwoch, 28. Oktober 2015 11:00
Warum? Weil es ihnen gefällt, ihre bescheidenen Bedürfnisse erfüllt und es ihnen egal ist, daß das nur sehr bedingt was mit Cachen zu tun hat.
Ein Cache liegt da, wo es was zu sehen/erleben gibt. Eine Dose – eine Location/Erlebnis.
Eine Dose ohne dieses ist so wenig ein Cache wie ein auf der Wiese liegender Fußball einen Torerfolg darstellt. Dann kann man sie im Regal bei Edeka stehenlassen.
Das Nachstellen der reinen Mechanik von Suchen, Finden, Loggen ist eben – auch in verdichteter Anzahl – nicht wirklich Cachen. Oder man bemüht eben den alten Begriff Pornocachen.
Wegen fehlender Exekutive (und der „Freiheit für Müll“- Bewegung unter den Cachern) darf halt jeder machen, was er will. Selbst wenn er sich mit seinen Aktionen als einer der Wannabees* erweist, aus denen der Stamm Geocacher offensichtlich besteht. Die eben mittlerweile in der Überzahl sind – und sich gerne selbst feiern. Da hat der geneigte Cacher genausowenig zu sagen wie Louis Trenker unter der Masse der mit der Seilbahn zum Gipfel Gefahrenen. Der muß froh sein, wenn er mit seinen dreckigen Stiefeln in der Bergstation noch am Katzentisch Platz nehmen darf
Einen Namen macht sich der Leger eines PTs in einer meiner Lieblingsregionen in aller Regel in DER Hinsicht, daß ich den mir wirklich merke. Und beim Treffen mir den Menschen tatsächlich mal angucke. Weiterbringen im Sinne von „Warum tut er das “ tut mich DAS trotzdem nicht – zugestandenerweise.
Gruß Zappo
* als „vom Stamm der Wannabees“ bezeichnet der native Indianer die Weißen, die mit fettem Bankkonto auf der Couch sitzen, sich aber wegen Faible für Türkisschmuck, Traumfänger, kitschige Wolfsbilder und missverstandenem esoterischen Gedöns gerne als Indianer sähen. Und noch peinlicher: sich vor Ort aufdrängen.
Dienstag, 27. Oktober 2015 21:39
Wenn man ein gutes Caching-Karma haben will, benötigt man viele Funde bei seinen eigenen Caches, AFAIK mindestens so viele, wie man selber Caches gefunden hat.
Dienstag, 27. Oktober 2015 20:33
Die Antwort ist doch ganz klar und wurde von dir (JR) ganz richtig erkannt.
“Weil ich es konnte!”
Wäre der vorgeschriebene Abstand geringer, hättest du auf den 3,5km auch noch mehr Dosen vorgefunden. Grenzen werden doch immer irgenwann ausgereizt. Natürlich gibt es auch andere Owner und ich kenne Wanderrunden wo nur alle 400-700m die Dose liegt. Hier heißt es dann:
“Weil ich es so wollte!” (zum Glück).
Dienstag, 27. Oktober 2015 14:12
Der Ownername bleibt hängen. Und immer wenn ich in die tiroler Berge fahre und mir vorher anschaue, ob es schöne Dosen gibt, dann krieg ich nen Anfall, weil dieser Owner wieder alle Wanderwege mit Mikros vollgesch… hat.
Dienstag, 27. Oktober 2015 12:33
@Schrottie: Du meinst wirklich, dass der Name des Owners hängen bleibt? Also ich kann mich noch an die ein oder andere Serie erinnern. An denjenigen, der diese ausgelegt hat, allerdings nicht.
Ok, könnte auch an meinem miserablen Gedächtnis was Namen betrifft, liegen.
Dienstag, 27. Oktober 2015 12:30
Laut GS-Wiki (https://wiki.groundspeak.com/display/GEO/Saarland) gilt zumindest für Hessen, RLP und das Saarland, dass PTs und Cacheserien nicht ohne explizite Genehmigung veröffentlicht werden. Ob das in der Praxis tatsächlich so gehandhabt wird, weiß ich jedoch nicht.
Dienstag, 27. Oktober 2015 12:23
Es ist nicht so, das man das in Seattle nicht versteht. Im Gegenteil, dort wurde sicher sehr genau darüber nachgedacht und irgendwann eben die Sache wieder freigegeben, immerhin waren solche Powertrails lange Zeit nicht gewünscht.
Aber in Seattle will man Kunden und wie bindet man diese besser ans Spiel, wenn sie ganz schnell und einfach einen vorzeigbaren Erfolg in einem (eigentlich) nicht vorhandenen Wettbewerb erzielen? Powertrails sind die Antwort, sprich, sie sind sogar ausdrücklich erwünscht. Die „klassischen“ Geocacher sind doch in Seattle inzwischen nur noch Beifang, das was man will, sind Smartphoneuser bei denen der Taler schnell locker sitzt (App kaufen, PM kaufen) der auch über die erste PM hinaus dabei bleibt. Da bei diesen Kunden jedoch zumeist die Tiefe fehlt, das Spiel als reine Punktejagd verstanden wird, ist es erforderlich, schnelle und einfache Punkte anzubieten. Das bringt Kundenbindung.
Und derjenige, der diese Powertrails legt, macht sich damit quasi einen Namen. Eben unter den Punktejägern, weniger bei „echten Geocachern der alten Schule“. Und das ist dann das „Warum“.