Es gibt unzählige Hotels in Deutschland, doch gerade im Osten der Republik steht manch ein ehemaliges Gästehaus leer. Vorbei die emsige Betriebsamkeit des Personals, der letzte Gast hat schon vor vielen Jahren ausgecheckt.

Die besten Zeiten der ersten Unterkunft liegen schon sehr viele Jahre zurück. In mühsamer Kleinarbeit hat sich das Wasser den Zugang durch das Dach erkämpft und im Inneren entsprechend gewütet. Hinter zum Teil verrammelten Türen und Fenstern findet man einen Ort, dem sogar die jugendlichen Randalierer und Sprayer den Rücken gekehrt haben. Der Putz hat großflächig den Halt an den Wänden verloren und grüne Moosteppiche haben den Platz des Linoleums eingenommen. Nur die Deckenlampen scheinen sich noch nicht so ganz mit ihrem Schicksal abgefunden zu haben und halten sich mit letzten Kräften an den durchtränkten Decken fest.
Das Licht im einst prächtigen Tanzsaal ist hingegen schon lange erloschen – zu groß war die anziehende Wirkung des Bodens auf die Decke. Leider war das Wetter zu schlecht um den einsamen Stühlen auf der Sonnenterrasse die letzte Ehre zu erweisen… dafür konnten wir aber an einigen Stellen einem imposanten Wasserkonzert lauschen.

Die zweite Schlafstätte war im Gegensatz zur ersten Location geradezu behaglich. Zugegeben, die Drehtür könnte mal wieder eine Ölung vertragen und die Rezeption ist etwas renovierungsbedürftig, aber bei dem unschlagbaren Preis-Leistungs-Verhältnis lacht der Geldbeutel. Wie in jedem Hotel kann man mit den Zimmern Glück oder Pech haben – man hat quasi die Wahl zwischen erstklassiger Ostalgie-Ausstattung mit Plastikbegrünung oder dem Holz/Stein-Ensemble mit Natürgrün. Vom Verzehr frittierter Speisen würde ich allerdings abraten, das Fett ist leider schon etwas betagt. Die behagliche Bar im Untergeschoss dürfte aber für alle entstandenen Unannehmlichkeiten entschädigen. Ein Gläschen 1990er Spätburgunder bei Kerzenschein, Herz was willst du mehr.

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