„Geocacher sind nicht ganz frisch im Kopf“

Presse GeocachingIm Mai diesen Jahres spendierte uns das Hamburger Abendblatt gleich zwei Zeitungsberichte (1, 2), in denen die Geocacher nicht wirklich gut wegkamen. Man hätte sich an dieser Stelle dem üblichen beißenden, kratzenden und spuckenden Mob auf Facebook & Co anschließen und Dank der verantwortlichen Redakteure für noch mehr Unmut sorgen können, die Antwort auf die Frage „Hätte das etwas gebracht?“ darf sich an dieser Stelle aber jeder selbst beantworten. Denn sich für das Hobby einsetzen geht anders – bleibt die Frage ob das etwas gebracht hat.

Und eben jene Antwort möchte ich euch heute, 148 Tage nach meiner E-Mail an #TiefLuftHol Herr Schmidt, Herr Rölfling, Herr Leben, Herr Brandt, den Damen und Herren von der Redaktion des Hamburger Abendblattes und des Naturschutzbundes Schleswig-Holstein, Markus Gründel, die Wanderjugend als Betreiber von geocaching.de, Annika Ledbetter von der größten Geocaching-Plattform geocaching.com und das Opencaching-Team, geben.
Mein Ziel war es mit meiner Mail die Hintergründe für die negative Berichterstattung zu erfahren, die Schwierigkeiten darzulegen, Kontakte herzustellen und – niedlich wie blauäugig – gemeinsam mit den Adressaten das…

… Miteinander zwischen Jagd/Forst/Naturschutz und den Geocachern zu verbessern, die an Sie oder an mich herangetragenen Schwierigkeiten zu meistern und Kompromisse zu finden anstatt Verbote aufzustellen oder Zeitungsartikel zu verfassen, die weder den Geocachern, noch den vom Geocaching betroffenen Personen helfen, sondern am Ende auf beiden Seiten nur für noch mehr Unmut sorgen und manchmal sogar eine Kontaktaufnahme von vorneherein erschweren/unmöglich machen.

Quelle: E-Mail

Denn Sätze wie „Geocacher sind nicht ganz frisch im Kopf“ sind, auch wenn diese vielleicht im Eifer des Gefechts so geäußert werden und dem Redakteur Jörg Riefenstahl wohl nach dem Interview mit dem ortsansässigen Jäger als geeignete Überschrift für eine Tirade der Negativdarstellung eines Hobbies erschien, mehr als nur kontraproduktiv für eine Problemlösung, derer es offensichtlich an dieser Stelle bedurfte.
Keine acht Stunden später erhielt ich eine Antwort von Herrn Schmidt, zuständig für die Presse- und Öffentlichkeitsarbeit beim Landesamt für Landwirtschaft, Umwelt und ländliche Räume Schleswig-Holstein, der im Artikel „Geocaching sorgt für Ärger mit Naturschützern“ direkt zitiert wurde – vielen Dank an dieser Stelle für die Antwort und die schnelle Reaktion. Den Inhalt – den ich hier 1:1 wiedergeben möchte, da er auch an alle angeschriebenen Personen adressiert war – war dann doch erstaunlich:


haben Sie Dank für Ihre Mail. Ich habe mir daraufhin erstmals den Artikel aus dem Abendblatt vom 23.05. angesehen und bin doch baff erstaunt, mit welchen Aussagen ich dort zitiert werde. Meine Aussagen in dem Telefonat mit Ihnen, Herr Dr. Hasse vom Abendblatt, gingen in die Richtung, dass uns mit Ausnahme der Kreuzottern am Winderatter See – wo die Geocacher sehr schnell einlenkten – keine Probleme bekannt seien. Dass wir im Gegenteil angetan sind von der Dialogbereitschaft der großen Plattformen, bei denen wir z.B. durch ein „Premium-Abo für Behörden“ sehr weitreichende Einsicht gewinnen können und speziell auch des „SH-Ablegers“ http://www.geocaching-schleswig-holstein.de/.

Die dritte Aussage „Sie brauchen nicht nur eine Suchnase, sondern auch ihren Verstand´, sagt Martin Schmidt“ ist zwar gar nicht verkehrt, stammt aber definitiv nicht von mir. Die Aussage zum Ordnungswidrigkeitenrecht ist völlig aus dem Zusammenhang gerissen, weil der ganze Tenor unseres Telefonates von der Bereitschaft der großen Plattformen zur Zusammenarbeit geprägt war und ich lediglich erwähnte, dass Extrem- und Nacht-Caches und solche außerhalb der großen Plattformen zu Problemen führen könnten – die uns aber bisher so nicht bekannt sind.

Insofern fühle ich mich in dem Artikel nicht gemäß meiner Aussagen zitiert. Auch die von mir genannten Positivbeispiele (z.B. mein Hinweis auf sinnvolle Wegegebote im Schutzgebiet in einer Cache-Anleitung) finde ich nicht wieder. Ich habe ein bisschen den Eindruck, dass meine Aussagen in den schon bestehenden Duktus des Artikels „Da gibt es ein dickes Problem“ eingepasst wurden. Wenigstens zum Schluss gibt es dann ja einen kleinen Hinweis auf eine positive Zusammenarbeit.

Quelle: E-Mail

So negativ wie im Zeitungsartikel dargestellt sind die Erfahrungen mit den Geocachern dort nämlich gar nicht – im Gegenteil.

Markus Gründel und die Betreiber von Opencaching.de haben auf meine E-Mail auch noch geantwortet und via Twitter hat sich @KircheHeide bereit erklärt, aufgrund der Nähe direkt Kontakt zum, vom Geocaching betroffenen Jäger aufzunehmen – vielen Dank für deinen Einsatz. Ein Begegnungsevent steht an dieser Stelle noch aus, wäre schön wenn es klappen würde. :bravo:

Nach 3 1/2 Monaten habe ich dann noch einmal beim Hamburger Abendblatt nachgehakt, denn in der Redaktion hat man meine erste E-Mail scheinbar direkt der Rundablage zugeführt.

Sehr geehrte Herr Hasse, sehr geehrter Herr Haider, sehr geehrte Damen und Herren von der Redaktion des Hamburger Abendblattes,

ich hatte Sie bereits Ende Mai bzgl. eines Artikels im Hamburger Abendblatt kontaktiert (siehe E-Mail von mir ganz unten in dieser Korrespondenz), bislang allerdings keine Antwort von Ihnen darauf erhalten. Wie Hr. Schmidt vom Landesamt für Landwirtschaft, Umwelt und ländliche Räume Schleswig-Holstein berichtet hat, wurde er hier nicht wahrheitsgemäß zitiert (siehe untenstehende Antwort von ihm) und generell eher ein negativer Tenor angestimmt, obwohl er aus seiner Sicht positive Erfahrungen mit den Geocachern gemacht hat.

Da das Ergebnis meiner Bemühungen meine Leser durchaus interessiert, würde ich nach dieser langen Zeit nun gerne einen abschließenden Artikel über dieses „Negativschlagzeilen“-Ereignis schreiben und hierbei gerne auch ihre Sicht der Dinge zu den beiden, in ihrer Ausgabe erschienenen Artikeln berücksichtigen. Ich wäre Ihnen dankbar, wenn Sie sich bis zum Ende der KW 40 zu einer Antwort durchringen könnten.

Vielen Dank und viele Grüße

Quelle: E-Mail an das Hamburger Abendblatt vom 13.09.2017

Der Einzige, der sich zu einer Antwort durchringen konnte war Hr. Dr. Hasse, Redakteur beim Hamburger Abendblatt und verantwortlich für den Artikel „Geocaching sorgt für Ärger mit Naturschützern – vielen Dank. Er kann verstehen, dass mir die Berichterstattung missfällt, aber er hatte zwei Ziele

… Einerseits über die Chancen des Geocachings zu informieren und die positiven Beispiele etwa im Harz, andererseits aber auch über Schwachstellen.
Aus heutiger Sicht hätte ich den positiven Möglichkeiten in meinem Beitrag einen größeren Raum geben können.

Quelle: E-Mail

Vielleicht ist ja der nächste Artikel über Geocaching ausgewogenerer Natur und ich gebe die Hoffnung nicht auf, dass er sich bei potentiellen Problemen mit Geocachern an mich erinnert und den Betroffenen meine Kontaktdaten mit dem Hinweis, dass seitens der Geocacher geholfen und vermittelt werden kann, weitergibt.

Falls irgendjemand in irgendeiner Form Kontakt zum Hamburger Abendblatt hat und diesen, sowie den Ursprungsartikel ein paar Stockwerke über der „Ablage P; Ablage P; reißerisch – gut geeignet für einen Zeitungsartikel; Ablage P; Ablage P“-sortierenden Redaktion anbringen kann und dem Haus vielleicht von weiter oben noch ein Statement entlocken kann, wäre ich euch dankbar… denn die Hoffnung stirbt ja bekanntlich zuletzt.*

* Ja, ich weiß, sie soll irgendwo in Seattle verscharrt worden sein, aber das sind nur Gerüchte. #Weiterhoff

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Datum: Dienstag, 24. Oktober 2017 11:59
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4 Kommentare

  1. 4

    […] doch frisch im Kopf […]

  2. 3

    Die niedersächsische Landesjägerschaft etwa verweist auf neue Studien. Sie würden belegen, dass Wanderfalken und Uhus durch das großräumige Auftreten der digitalen Schatzsucher eine verringerte Aufzuchtrate hätten.

    Ob damit wohl diese Studie gemeint ist?

    Von „neu“ kann dann allerdings 2017 keine Rede mehr sein. Die Studie wurde 2013 zum letzten Mal aktualisiert und zitiert des öfteren eine andere aus 2011. Zu der Zeit hat man tatsächlich noch von „steigender Beliebtheit“ bei T5ern und Nachtaches (bzw. auch nicht-Nachtcaches nachts zu suchen), also Caches, die lt. der Studie die für Uhus besonders bedrohlich sind, sprechen können.

    Seit dem gab es allerdings – auch gerade in Hessen, wo die Studie durchgeführt wurde – zahlreiche Archivierungen von T5ern und Nachtcaches. Die Auflagen seitens der Reviewer sind – mindestens in Hessen – bei Caches ab T 4.5, Nachtcaches oder solchen in problematischen Bereichen (v.a. Naturschutzgebiete) viel höher geworden, im Zweifel wird sogar eine „Genehmigung“ von offizieller Seite verlangt.

    Mich würde diese von der niedersächsischem Landesjägerschaft erwähnte neue Studie – ach, Moment sogar Plural, also: mich würden diese neuen Studien wirklich interessieren, zumindest wenn sie wirklich „neu“ sind – was in Anbetracht der schnellen Entwicklungen beim Geocaching nicht älter als 2 Jahre sein sollte.

  3. 2

    Solche schwarzen Schafe unter den Journalisten nähren dann das (Vor)urteil der „Lügenpresse“ :|

  4. 1

    Bei dem, was man als Geocacher tagein, tagaus von seinen Hobby“kollegen“ so mitbekommt, ist die Kernaussage der Presse_Titelzeile nicht ganz von der Hand zu weisen. Und es ist recht naiv zu glauben, Krawalljournalisten könne man von ihrem schmutzigen Job abbringen. :|

    Frohes Jagen
    Hans