Geocaching in Ägypten…
… unterscheidet sich im Wesentlichen kaum vom Geocaching in anderen Ländern, wenn man von der Anzahl Dosen mal absieht. Irgendwo liegt eine Cache, den irgendjemand dort versteckt hat. Man sucht ihn, findet ihn, trägt sich im Logbuch ein und versteckt alles wieder ordentlich.*
Ein Blick auf die Karte verrät, Ägypten ist nicht geeignet zum Powercachen. Bei den Temperaturen würde die Suche nach dem Ergebnis krankhafter Dosen-Diarrhoe, sofern man sonst auf derartige Selbstgeißelung steht, sowieso keinen Spaß machen. Entlang der Küste am Roten Meer findet man vermehrt Dosen von Urlaubern, gerne auch das ein oder andere sinnfreie Halbstunden-Event in irgendeiner Hotel-Lobby. Wer eine Nil-Kreuzfahrt gebucht hat, wird aufgrund der unruhigen Lage im nördlichen Teil des Landes vermutlich zwischen Luxor und Assuan verkehren. Die Dosendichte ist hier noch deutlich geringer, dafür gibt es dann prozentual mehr Earthcaches. Wer keinen Ägypthologen als Reiseleiter an seiner Seite hat, bekommt Dank der zum Teil ausführlichen Cachebeschreibungen noch ein paar Details zu den Tempelanlagen und Hinterlassenschaften der Pharaonen, vorausgesetzt man ist dem Englischen mächtig. Ein Reiseführer – in Menschen- oder Papierform – dürfte aber vermutlich bessere Dienste leisten und beim Anblick der Earthcache-Fragenlitanei, ich glaube 12 Stück war der Rekord, verliert man recht schnell – eigentlich schon bei der Anfahrt – die Lust am Earthcache, wenn es so etwas überhaupt gibt. Vor Ort findet man meist wenig Informationen und die kehrenden Facility Manager in landestypischer Kluft (ich hab irgendwo den Begriff „Lattengustl“ gehört) sind freundlich und bemüht, die Konversation beschränkt sich aber auf Zeichensprache (Möchte der jetzt ein Bild von mir machen oder den Foto geschenkt bekommen?) und die Antworten würden dem Owner mit Sicherheit nicht ausreichen. Vor Ort hatte ich daher meist das vom Owner gewünschte, wenn auch gemäß den Guidelines nicht notwendige, Foto gemacht, aber schon zu diesem Zeitpunkt die Internetrecherche zu den Antworten am heimischen PC angezweifelt… was sich jetzt nach zwei Wochen als korrekt herausstellt. Earthcache-Gummipunkte werden ja generell überbewertet und Earthcache-Master gibt es so viele, dass die heiligen Anstecker schon lange nicht mehr kostenlos verteilt, sondern nur noch gegen schnöden Mammon getauscht werden.
Unter dem Strich bin ich an einigen Earthcaches vorbeigelaufen, habe einen DNF direkt an der Dose vor dem Hotel eingefahren („Die war mal da, ist aber schon eine Weile verschwunden“) und mich ein paar hundert Meter weiter in einem lotterigen Zettel unter einem U-Boot aus Plastik verewigt, nachdem der Aufpasser am Schalter endlich wusste was ich suche und den Wisch hervorzog.
Wer unbedingt ein Urlaubsdöschen fallen lassen möchte, bedruckte Kugelschreiber sind bei den einheimischen Kindern am Nil sehr beliebt. Entsprechend kurz dürfte die Halbwertszeit mit einem solchem Inhalt sein. #ProTipp
Geocaching in Ägypten? Nee, lass mal. Das Land bietet weitaus mehr als eine sandige Suche nach irgendwelchen Döschen. Ägypten ist besonders geeignet für, von Cachern im Punktewahn genervten Familienmitgliedern. Hier kann auch der Papi, dem sonst das GPS 24h am Tag vom Hals hängt oder im Gürtel eingehakt ist, mal die Seele baumeln, Geocaching Geocaching und Jeremy einen guten Mann sein lassen. Aktuell ist das Reiseziel Ägypten durch die unruhige Lage ziemlich preisgünstig und die Einheimischen, die vom Tourismus leben, dankbar über jeden Gast. Im Süden ist ein recht großes Aufgebot an Polizei und Militär, viele Kontrollen und bei den Sehenswürdigkeiten muss man teilweise zweimal den Rucksack öffnen. Unsicher habe ich mich zu keiner Zeit gefühlt und im Endeffekt kann überall auf der Welt etwas passieren.
Durch die geringe Anzahl Touristen sind die Verkäufer recht penetrant, mit einem „“La Shukran“ (Nein Danke) ist man diese aber auch recht schnell wieder los. Wer dennoch shoppen möchte, braucht kein Geld wechseln. In den Touristengebieten wird der Euro gerne genommen und auch das Rückgeld besteht aus Euro. Allerdings sollte man hier, ebenso wie bei irgendwelchen Wechselangeboten (Scheine sind beliebt, da die Banken keine Münzen umtauschen), genau hinschauen – Im Kleingeld befindet sich gerne mal eine Münze, die auf den ersten Blick als Euro durchgehen würde, aber keiner ist.
Fazit: Wer noch nie in Ägypten war, jetzt wäre ein guter Zeitpunkt. Wer im Urlaub cachen und seine Statistik nicht vernachlässigen möchte, der sucht sich lieber ein Land, in welchem mehr Dosen die Statistik erfreuen und wo man nicht jeden einzelnen Gummipunkt mit einer Portion Schweiß bezahlen muss.
* Wer sich hier zu Recht fragt was der Artikel dann soll: Ich wollte auch mal einen Schaut-mal-wie-geil-mein-Urlaub-war-Artikel schreiben, mit netten Bildern angeben und dabei nicht so schmerzlich verzerren wie es manch Geocaching-in-Hintertupfingen-Artikelschreiber für Blog oder Magazin gerne tut. Der Urlaub war geil, Geocaching in Ägypten ist aber nicht weiter erwähnenswert.
Mittwoch, 29. Juli 2015 15:29
Schöner Bericht.
Die gleichen Ein- / Ausblicke hatten wir vor ein paar Jahren. Einige Fotos könnten glatt von mir sein.
Wobei ich gestehe, daß ich div. Earthcaches beantwortet und somit auch gefunden habe. Sozusagen nebenbei…
Mittwoch, 29. Juli 2015 15:19
Du hast das Problem bei Earthcaches im Ausland gut erfasst. Es ist zwar löblich, dass die Listings in Englisch sind, nur tauchen da in EC-Listings oft geologische Spezialwörter auf, die in keinem Wörterbuch stehen.
In meinem USA-Urlaub hatte ich das Glück, dass ich mir das durch Infotafeln vor Ort zusammenreimen konnte, was gemeint ist, aber nicht jeder Earthcache hat eine Infotafel…
Ansonsten schöne Bilder.
Einer meiner TBs ist übrigens in Ägypten leider verloren gegangen…
Mittwoch, 29. Juli 2015 12:34
schöne Bilder!
Mittwoch, 29. Juli 2015 10:09
Dosen kannst Du eigentlich nur innerhalb der Hotelanlagen oder weit abseits in der Wüste sinnvoll verstecken. Alles andere kommt schnell weg. Glück hatte ich mit meiner Dose am Turtle House in El Gouna, die hat ein Local mehr oder weniger adoptiert. Der freut sich, dass er jedem Besucher was übers Haus erzählen kann.