Geocaching trifft Politik
Mega- und Giga-Events sind nicht jedermanns Sache, dennoch ist der Ansturm auf die Massenveranstaltungen seit Jahren alles andere als rückläufig. Nun hat auch die Politik in Form von Malu Dreyer, der Ministerpräsidentin des Landes Rheinland-Pfalz, ihren SPD-Schirm über die tupperdosensuchenden Jünger ausgebreitet.
Eine besondere Anerkennung ist es uns, dass unsere Ministerpräsidentin des Lan-des Rheinland-Pfalz Malu Dreyer die Schirmherrschaft über dieses Event übernommen hat.
Quelle: GC50FTF
Frau Dreyer hat zwar mit dem Hobby Geocaching, außer dass sie Bekanntschaft in der Orga hat/hatte, nichts am Hut, aber welches Mega-/Giga-Event kann schon von sich behaupten, als Schirmherrin die „Frontfrau“ eines Landes für sich gewonnen zu haben? Keine Frage, die Organisation eines derartigen Events bedarf etwas mehr Aufwand als die einer Grillparty. Hier wäre selbst der Geocaching-Eventmanager überfordert, geht es doch um ordentliche Summen:
Seit zwei Jahren ist das Organisationsteam mit den Planungen beschäftigt und jongliert dafür mit einem Budget „im mittleren sechsstelligen Bereich“.
Quelle: Artikel vom SWR zum Giga.Event in Mainz
Kein Wunder also, dass hier nicht nur das Orga-Team bei Dingen wie Händlermeile, Partner, Partnerevents, Sponsoren und all den anderen wichtigen Punkten völlig giga, gaga am Rad dreht, sondern sich auch die Stadt ein Loch in den Bauch freut.
Auch die Stadtverantwortlichen sind ganz aus dem Häuschen. Die Mainzer Citymarketing GmbH ist als Veranstalter mit im Boot. Und Wirtschaftsdezernent Christopher Sitte hört schon jetzt die Kassen klingeln: „Über den Veranstaltungszeitraum rechnen wir mit tausenden zusätzlichen Übernachtungen. Viele der Geocacher nutzen die Teilnahme für ein verlängertes Wochenende in Mainz.“
Quelle: Artikel vom SWR zum Giga.Event in Mainz
Vermutlich ist es auch das erste Mal in der Geschichte der Geocaching-Events, dass sich die Blogger wichtig fühlen können, gibt es doch extra für diese eine „Bloggers- & Press-Lounge“, in der man vielleicht auch einem SPD-Vertreter Fragen zum Event stellen kann. Zu der vor Monaten angekündigten Pressekonferenz konnte ich leider keine Informationen finden, aber das erfährt der interessierte Medienvertreter sicher direkt bei der Anmeldung.*
Über all dem weht, vermutlich neben dem Groundspeak-Banner, die SPD-Flagge und auch Seattle schickt einen Vertreter zum Event, vielleicht darf dieser ja sogar den Spaten der Ministerpräsidentin schütteln. Schließlich wird diese mit Sicherheit auch vorbeischauen um „das Kätsching-Event oder wie diese Leute das nennen“ zu eröffnen, den Jungs am Stand mit den roten Fähnchen letzte Anweisungen zu geben und zu prüfen, ob die SPD-Propaganda-Flyer auch wirklich in den Event-Tüten sind.
Die Frage, ob ein Geocaching-Event eine politisch angehauchte Schirmherrschaft braucht, wird sich auf der Händlermeile und bei der Suche nach den extra ausgelegten Porno- Power-Dosen für eine garantiert volle 81er-Matrix vermutlich keiner so wirklich stellen. Ebensowenig ob diese Auswüchse des Geocachings überhaupt noch etwas mit dem Hobby zu tun haben. Warum auch, sind schließlich immer nur dieselben Motzköpfe, die einem das „Geocaching“ madig machen wollen.
Wie auch immer, ich wünsche einen grandiosen Umsatz und hoffe auf tosenden Beifall und ein paar wohlwollende Zeitungsartikel für die SPD-Ministerpräsidentin, so eine Schirmherrschaft soll sich für sie schließlich auch lohnen.
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Ach, wo bleibt mein Anstand. Natürlich wünsche ich auch den Besuchern viel Freude am Giga- und Maze-Icon, den unzähligen Gummipunkten und natürlich an den SPD-Giveaways.**
* Sorry, die Pressekonferenz gibt es erst auf dem Giga-Event GeoXantike, da dann aber leider ohne Ministerpräsidentin
** Warum gibt es eigentlich kein Souvenir für das Giga-Event? #Skandal Mein Fehler, wünsche viel Spaß mit dem Souvenir! #KeinSkandal
Donnerstag, 31. Dezember 2015 19:09
[…] – Geocaching muss sich schließlich rentieren. Auch Politikerinnen geben gerne werbewirksam ihren Namen dafür her, dann klappt es auch mit dem Gaga-Event. Man hätte anderweitig auch einfach […]
Dienstag, 19. Mai 2015 22:15
Auch von meiner Seite aus muss ich sagen dass ich keinen SPD Stand gesehen habe. Weder um unseren Stand herum noch sonst irgendwo. Es war ein klasse Wochenende mit reichlich gut gelaunten Besuchern. Genau so wünscht man sich das doch.
Danke an Tom, Uwe und Kollegen fürs Organisieren!
@JR: Vielleicht kann die Stadt Mainz ja irgendwo für dich noch ein paar SPD Fähnchen auftreiben, fragen kostet nichts
Montag, 18. Mai 2015 19:14
Langsam wirds aber nun wirklich peinlich mit dem Nachtreten.
Montag, 18. Mai 2015 18:31
@Tom: Danke für deine erläuternden Worte und die wegbereitende Öffentlichkeitsarbeit mit politischer Unterstützung.
Hätte mich auch irgendwie gewundert wenn ihr die Schirmherrschaft im Nachhinein hinterfragt und nicht in dasselbe Stammtischgenöle-Horn blasen würdet… Wie auch immer, meine Stimme hat die SPD bei der nächsten Wahl, schließlich muss man die Partei, die mit ihrer Ministerpräsidentin so schick über dem Event stand doch unterstützen. Vielleicht könnt ihr euch ja auch am nächsten Wahlkampf mit einer Geocaching-Rallye beteiligen. Quid pro Quo. 👍
Montag, 18. Mai 2015 18:01
Hallo mal aus dem inneren Kreis!
Einen solchen Blog mit sinnvollen Inhalten zu füllen stellt ja meistens eine Schwierigkeit dar, allerdings scheint hier ja die Kreativität nicht als Mangelerscheinung erwähnt werden zu müssen.
Generell kann ich als Mitglied des Orgateam zum Thema Schirmherrin folgendes sagen:
1. es ist schade, dass ohne eine Anfrage an uns erst mal eine politische Absicht hinter der Installation einer Schirmherrin vermutet wird. Dem ist nicht so.
2. Sinn und Zweck darf und kann jeder anzweifeln, wer allerdings mal versucht hat an die Tür einer stadtnahen Gesellschaft zu klopfen um eine Halle und auch noch den gesamten dahinter stehenden Verwaltungsapperat nebst finanziellen Ressourcen zu nutzen, wird festgestellt haben, dass ein bekannter Name sicherlich eher als Dooropener denn als Hemmschuh zu sehen ist.
3. Besucher unseres GIGA werden gesehen haben, dass wir in Mainz keinerlei politische Färbung gezeigt haben, ganz im Gegenteil, wir haben die Multikultur und auch den gegenseitigen Respekt gepflegt, den ich in Deinem Artikel vermisse.
4. Solltest DU weitere Fragen haben, deren Beantwortung statt Stammtischparolen fundiertes Wissen erfordern, hast Du ja nun meine Mailadresse, ich freue mich auf Deine Anfrage!
Beste Grüße
Tom
aka Mogontiacum
Orgateam Gutenberg GIGAx2 2015
PS: Die Pressekonferenz diente übrigens der Information sogenannter Muggels, die sich sicher gefragt haben, was all die coolen konspirativ schweigenden aber nicht wirklich unauffälligen Menschen in der Stadt hinter Stromkästen und auf Litfaßsäulen wohl so suchen mögen. Nennen wir es Prävention. Oder einfach Öffentlichkeitsarbeit.
Montag, 18. Mai 2015 14:49
[…] Geocaching trifft Politik […]
Montag, 18. Mai 2015 13:23
@Clownfisch: Satire? Nein, keineswegs.
Ich persönlich empfinde eine Schirmherrschaft für ein Geocaching-Event, genauso wie eine Pressekonferenz, schlicht als sinnfrei und im ersten Fall durch eine gewisse politische Note, die nicht von der Hand zu weisen ist, auch schlicht unnötig. Kein Politiker wird aus reiner Nächstenliebe agieren, aber das dürfte bekannt sein. Ich hätte bei der Entscheidung, die Ministerpräsidentin als Schirmherrin zu begeistern, als Mitorganisator das Handtuch geworfen… von dem her, ja, den Politik-Karren hat die Orga toll gezogen, auch wenn kein rotes Fähnchen wehte. Unter dem Strich kann man diese Entwicklung aber nicht aufhalten, ich für meinem Fall weise gerne allzu provokant darauf hin – wenn du das als Stammtischbashing auf Bildniveau bezeichnen möchtest, gerne. Allerdings ist das eher eine Art Totschlagargument jeglicher Diskussion und gerade bei diskussionswürdigen Themen wenig förderlich, aber so hat halt jeder seine Meinung, die er hier auch äussern darf.
Überflüssig oder nicht, die Masse möchte solche Veranstaltungen und auch das ist ein Teil des Geocachings – übrigens schon seit etlichen Jahren. Als Scheiß würde ich es, wenn ich nicht provozieren möchte, nicht unbedingt bezeichnen, denn es ist auch Geocaching, auch wenn man es nicht als solches sehen möchte. Aber genau aus dem Grund der Freude an Provokation stimme ich dir zu uns sage:“Ja, Mega- und Giga-Events sind überflüssig und Scheiße!“
Montag, 18. Mai 2015 12:29
Das was in Deinem Beitrag steht ist nur typisches Stammtischbashing auf BILD-Niveau und eben die Unterstellung, dass die Macher des Events sich vor den SPD-Karren spannen lassen. Das was Du jetzt in Deinem Kommentar schreibst ist ganz etwas anderes und kommt im Beitrag in keinster Weise so rüber. Sollte es Satire gewesen sein, so ist diese auch nicht erkennbar.
Dass dieser Mega-/Gigascheiß imho überflüssig ist wie ein Kropf ist ein anderes Thema und eben der Kommerzialisierung geschuldt.
Montag, 18. Mai 2015 11:38
@Clownfisch: Ich sehe schon, meine überspitzte Art des Schreibens hat bei dir genau ins Schwarze getroffen – Danke für deinen Beitrag. Schließlich sind es doch genau die übertriebenen Artikel, die hitzige Diskussionen entfachen, an welchen man die Einstellung der Geocacher zu verschiedenen Themen besonders schön heraushören kann.
Mir persönlich ist es ziemlich egal wer oder was Geocaching vor seinen Karren spannt oder wer Vorteile von solchen Aktionen hat. Das Geocaching der Massen braucht über kurz oder lang vielleicht die ein oder andere Unterstützung der Politik, sonst ist es unter Umständen schnell aus mit der Berufung auf das freie Betretungsrecht in Verbindung mit der modernen Schatzsuche. Die Geocacher selbst bekommen, außer ein paar kleinen Vereinsmeiereien, ja irgendwie nichts gebacken.
Die Ministerpräsidentin hat hoffentlich ein positives Image von der Schirmherrschaft und wird sich irgendwann an die Geocacher erinnern – Quid pro Quo, denn so läuft der Hase doch irgendwie immer, oder nicht?
Auf jeden Fall ist mein Fazit des Artikels, dass die Politik bei den Geocachern offene Türen einrennen kann, sie darf nur nicht allzu aufdringlich oder aber gut durchdacht und entsprechend argumentiert sein. Vermutlich hätte sich selbst kaum jemand an einem SPD-Flyer oder einem Stand auf dem Gelände gestört, bzw. wäre in der Reizüberflutung untergegangen und das Sponsoring (wenn denn Frau Dreyer überhaupt etwas hat zahlen müssen, schließlich wiegt der Name vermutlich bereits ordentlich auf) wäre von den Besuchern deswegen noch besonders zur Kenntnis genommen worden.
Geocaching hat seinen Platz in der Gesellschaft noch lange nicht gefunden, auch wenn mittlerweile Hinz und Kunz das Hobby betreiben. Wir sind trotz den Guidelines immer noch eine Horde Wilder, die Hausfriedensbruch begehen, die Natur schädigen, uns nicht an geltende Gesetze halten und vor lauter Statistik und „Nach-mir-die-Sintflut“-Denken überall anecken und nur in wenigen Fällen wirklich Verständnis zeigen. Ich für meinen Teil bin auf jeden Fall gespannt wohin die Reise geht und werde auch mit dem nächsten miesen Artikel meine Finger in offenen Wunden legen und das Gejammer entsprechend interpretieren.
Montag, 18. Mai 2015 11:06
Ist jede Veranstaltung automatisch eine politische Veranstaltung, wenn man eine Person als Schirmherr holt, die ein Amt bekleidet? Jeder Veranstalter versucht einen Schirmherr zu organisieren, je höher der angesiedelt der ist, desto besser. Schließlich bringt der Schirmherr im Normalfall auch einen Gewissen finanziellen Betrag als Unterstützung mit. Nach Deiner Logik wären 50% der Dorf-, Feuerwehr- und Fischervereinsfeste politische Veranstaltungen. Da hast Du nämlich sehr oft Bürgermeister, Landräte oder sonstige Mandatsträger als Schirmherren/-frauen.
Nix für ungut, aber da hast Du diesmal einen wirklich miesen Artikel rausgehauen.
Sonntag, 17. Mai 2015 21:07
Das find ich jetzt etwas übertrieben. Daß die MPin das unterstützt, ist doch (abgesehen von der grundsätzlichen Diskussion über Sinn und Zweck von Meha/Giga) ne dufte Sache. Und sie unterstütz dies als MPin und nicht als SPD-Tante. Sonst wär ja jede Kindergarteneinweihung, BAB-Eröffnung o.ä. stets ne Parteiveranstaltung.
Bei meinem kurzen Besuch von ca. 1 Stunde habe ich übrigens weder SPD-Fahne auf der Halle noch einen SPD-Stand gesehen (war aber auch nicht in der Halle). Aber davon kann ja ein anderer berichten.
Wenn sich aus der Schirmherrschaft noch etwas weiteres ergibt, wie z.B. die Überdenkung des Höhlenverbots in RLP oder generell ein besseren Draht zur Verwaltung, wäre das doch bestimmt nicht verkehrt?
Sonntag, 17. Mai 2015 16:32
[…] wir nicht immer einer Meinung sind – hat ja schon (mal wieder) schwärzeste (bzw roteste) Szenarien an die Wand gemalt und von der Schirmherrschaft der Ministerpräsidentin Malu Dreyer auf eine Unterwanderung der […]
Freitag, 15. Mai 2015 21:46
Den SPD-Stand hab ich noch gar nicht gesehen. Muss ich morgen mal nochmal genauer schauen.
Ich glaub aber auch eher, dass hier die Ministerpräsidentin als Schirmherrin gewonnen werden konnte – nicht die SPD-Funktionärin.
Parteilose Landes-Chefs oder sonstige Spitzenpolitiker haben wir in unserem Land nicht so oft.
…über den Sinn solch einer Schirmherrschaft kann man natürlich streiten.
Freitag, 15. Mai 2015 13:49
War es nicht mal so, dass es strikt verboten war Dosen zu nutzen um politische Meinungen zu unterstützen oder Geld zu verdienen oder religiöse Ansichten zu vertreten?
Achso, das waren Dosen und keine Events.
Schuldigung. Mein Fehler.
chrysophylax.de
Freitag, 15. Mai 2015 11:07
Blogger-Lounge gabs in Frankfurt auch schon – war nur schwer zu finden und vermutlich deshalb ganz schlecht angenommen (heißt: es war keiner da)
Freitag, 15. Mai 2015 11:06
@Marschkompasszahl:
… und alle so „Ey, falsches Format! Dafür stell ich doch mein GPSr nicht extra um!“
Freitag, 15. Mai 2015 11:00
Neue Wahlversprechen extra für Cacher auf dem Giga, das wäre doch was. Nächstes Jahr ist doch die Wahl. Mehr Lost Places in RlP – wir bringen die Wirtschaft zum Erliegen. Die freigewordenen Subventionen gehen dann an gute Cacheowner. Dann hat die Malu meine Stimme .
Freitag, 15. Mai 2015 10:56
Hier noch einmal in Farbe: Artikel
Auch ich wünsche allen Beteiligten (ob Dosensucher, Profiteure oder Politiker) viel Spaß dabei!
Die Benachrichtigungsemails meiner/ beobachteten Dosen habe ich erst einmal „abgestellt“ (sie landen nicht mehr auf dem Handy). Darum kümmere ich mich dann ab nächster Woche wieder.
Bis dahin macht, was ihr meint machen zu müssen. Das mache ich auch – fernab von Mainz.