Massenauflauf am deutschen Eck
Eine Woche ist seit dem bisher größten Geocaching-Mega-Event am deutschen Eck in Koblenz vergangen. Zeit für einen kleinen Rückblick auf eine Art Geocaching-Massenveranstaltung, die nicht jedem Geocacher gefällt und auch nicht gefallen muss.
Mega-Events sind nicht jedermanns Sache. Zu unpersönlich, zu groß, … keine Frage, die Gründe, die gegen den Besuch eines solchen Events sprechen, sind teilweise nachvollziehbar. Horden von Leuten mit GPS-Geräten um den Hals, die sich über die Dosen, die sich bisher tapfer versteckt halten konnten, wie Flutwellen über einen Deich ergießen und spätestens am ersten Event-Tag um 12 Uhr Mittags jeder Muggel der Umgebung Dank „Nach mir die Sintflut“-Suchmentalität der Masse, fast jedes Versteck der lokalen Dosen kennt. Die Standard-T-Shirts aus den unzähligen Geocaching-Shops, zum Teil inklusive Rechtschreibfehler und mit oder ohne Tracking-Nummer, die beim ersten Mal lesen noch lustig erscheinen, spätestens beim fünften Kandidaten dann aber doch in die Kategorie „Just another f*cking Geocaching-Shirt“ rutschen, werden überall stolz getragen. Dezent und unauffällig – Fehlanzeige. Scheinbar möchte man als Geocacher im Jahr 2013 um jeden Preis auffallen. Selbstverständlich dürfen die G$-Trackables in diversen Formen nicht fehlen, deren Nummern entsprechend fleißig notiert werden, um sie Tage später mit einem „In Koblenz gesehen“ zu „würdigen“. Man braucht nicht lange, bis man treffsicher die Cacher von den Muggels unterscheiden kann, selbst ohne „Deko“ oder Rucksack stechen sie fast schon aus der Masse heraus. Mega-Events sind immer ganz nett, um die Auswüchse des Hobbys zu spüren, das von der Anonymität über Jahre hinweg in die Öffentlichkeit gerutscht ist… aber ich schweife ab.
Fassen wir das Event-Wochende in Koblenz mal kurz zusammen: Meet&Greet-Event mit Konzert einer Cover-Band am Freitag. Eigentliches Mega-Event am Samstag, mit einer durchaus sehenswerten Seilbahnfahrt zur Festung mit tollem Blick über die Stadt…
… und unzähligen Spielen, die ich allesamt versäumt und vermutlich trotzdem doch nichts verpasst habe. Eine schicke Event-Location, wenn diese auch an vielen Stellen durch die Moderne ihrem Reiz beraubt wurde. Einem Innenhof mit vielen Verkaufsständen, bei denen alles von A wie „Außergewöhnlich luxuriöse Schneckenhäuser“ über Reparatursets, wo der Werbeplakat-Ersteller nicht weiß, wie man Reparatur schreibt, bis hin zu „Z“ wie Outdoor-Fickbibel… ach Mist, da fehlt das „Z“… „Blank Ziehen und Dosen penetrieren“ aus der Reihe „Outdoor – Basiswissen für Draußen“ gegen den schnöden Mammon getauscht werden konnte. Geocachern scheint man so gut wie alles verkaufen zu können, so war zumindest mein Eindruck beim Schlendern durch die „Ramsch- und Grabbelgasse“. Selbst die Gewinnspiel-Gier der Cacher konnte an dafür einschlägig bekannten Ständen befriedigt werden. Der Vortrag „Geocachung und Jagd“ fiel leider aus, den Naturschutz-Vortrag habe ich aufgrund des späten Wurmfangs (Frühe Vögel werden überbewertet und nass – Ankunft erst um halb 2 – Vorteil: Kein Regen mehr und keine volle Gondel oder lange Wartezeit) verpasst und für das Cacherbingo fühlte ich mich doch noch etwas zu jung. Letztendlich habe ich mich nach dem Twittertreffen mit Kaffee und Kuchen darüber hinweg trösten können. Nachdem ein paar nette Ecken der Festung erkundet und diverse, hübsch hergerichtete Museumsräume angeschaut waren, wurde Dank einer anderen Veranstaltung das dosensuchende Gesindel auch schon aus der Festung gekehrt. Die Spielwiese war ebenfalls schon abgebaut und der Mob machte sich nach und nach auf den Weg ins Tal um den Dosenfischern zu lauschen… was sich abseits der Bühne, also an den Orten, an denen man sich noch unterhalten konnte, von eher zweifelhafter Qualität war… aber ich habe es ja nicht anders gewollt. Wenn der Zündler vom Leipziger Mega-Event anwesend war, ist er beim anschließenden Feuerwerk (siehe letztes Video unten) mit Sicherheit im Boden versunken. Respekt!
Keine Frage, die Organisatoren haben sich alle Mühe gegeben ein ordentliches Event auf die Beine zu stellen und das haben sie auch geschafft.
Die in einer Nacht- und Nebelaktion organisierten Karten für die sonntägliche Schiffsfahrt (Vielen Dank an Lydia) bescherten eine kurze Nacht, eine Schiff-im-Schiff-Besetzung** und einer beinahen Schiffs-Schieflage, weil die Cacher wohl Angst hatten, der Lorelei-Felsen stürzt nach den ersten Fotos für den Virtual in den Rhein und sie dürften nicht mehr loggen. Nur die Pseudo-Cacher-Hymne in der musiklosen Variante via Bordlautsprecher, bei der sich einige gerne die Trommelfelle ausgestochen und andere sich fast über die Reling geworfen hätten, auf diese Qual hätten die Fahrgäste der La Paloma vermutlich gerne verzichtet… oder es handelte sich um einen besonderen Fall von mehrminütiger Gruppen-Migräne mit schmerzverzerrten Gesichtern, aber ich bin da ja eher der Arzt-Laie.
Die 14 Euro*** für das Mega-Event waren angesichts des kostenlosen Bus-Shuttles (?-Euro gespart) und inklusive Seilbahn-Fahrt und Festungsbesuch (Erwachsene regulär 11 Euro) im Vergleich zu anderen Events fast schon ein Schnäppchen. Angesichts der Teilnehmerzahlen kann es eigentlich nur noch eine Frage der Zeit sein, bis entweder Groundspeak allen drei Events das Mega-Icon verpasst oder der Mob gen Seattle marschiert, um sich das Triple-Icon mit Gewalt zu holen. Ich stocke schon mal meine Popcorn-Vorräte auf.
Wer sich jetzt fragt, warum ich dort war… die Regierung hat es entschieden und ich bereue es nicht. Einige bekannte Gesichter konnte ich an diesem Wochenende wieder treffen und ein paar neue Bekanntschaften schließen. Unter dem Strich kam ich in den Genuss vieler interessanter Gespräche mit Leuten aus den verschiedensten Ecken Deutschlands, die man irgendwie immer nur auf derartigen Events trifft. Das Mega-Event als solches ist quasi nur eine Art Kulisse, die zusätzlichen Gesprächsstoff liefert… und das nicht zu knapp.
Und für den Fall, dass man doch etwas verpasst haben sollte, gibt es im Nachhinein ja immer irgendwelche Videos.
Project Eck Koblenz 2013 – Das war das Geocaching MEGA Event!
Project Eck 2013 Koblenz
PROJECT ECK 2013 – Das Megaevent in Koblenz 2013
Project Eck Koblenz 2013 Feuerwerk
* Luxusgut „5 leere Schneckenhäuser“ für günstige 7,50€ nur echt vom geocachingshop.nl
** Kinder-Spielecke in Bootform als Sitzplatz missbraucht
*** Vorverkaufs-Preis
Vielen Dank an Andi für die fotografische Unterstützung
Samstag, 31. August 2013 7:13
[…] mehr einzuplanen, um einen Abstecher in die angrenzenden Länder zu machen. So geschehen vor dem Koblenzer Mega-Event und die ein oder andere besuchte Location konnte sich durchaus sehen lassen. Wenn man schon in […]
Donnerstag, 18. Juli 2013 18:36
Schöner kritischer Text, der das Event und die Veränderungen im Geocaching aufgreift.
Ich muss gestehen, ich war auch in Koblenz und hab mir auch meine Gedanken darüber gemacht.
Aber die meiste Zeit hab ich damit verbracht, meiner Freundin die Stadt zu zeigen.
So waren wir beschäftigt und haben uns im Schutze der Dunkelheit zwei Dosen zu suchen gewagt.
Samstags ging es dann schon wieder zurück.
Mir werden solche Menschenansammlungen schnell zu viel.
Ich fand auch ohne den Trubel war es ein schöner Samstag und das Feuerwerk in Bretten am Abend war auch nicht zu verachten.
Gruß
vineyardshooter
Montag, 15. Juli 2013 11:11
Hi,
danke für diese Einschätzung, die zu 10000% teile. Genau so und nicht anders.
Ich war da, um mir mal ein MEGA anzuschauen (ich verfluche nur ungern Dinge, die ich nicht kenne) und die Dosenfischer zu sehen. Tagsüber war ich ganz weit weg, friedlich in den Rheintälern Dosen suchen.
Was das MEGA betrifft: Vorurteile bestätigt, wird so schnell kein zweites geben.
Gruß S-Man
Samstag, 13. Juli 2013 11:58
Jetzt muss ich mal dem lieben JR849 Recht geben. Man muss nicht immer der selben Meinung sein, was dieses Blog aber vom großen Rest der Geocaching-Schreiberlinge unterscheidet, ist dass hier Inhalte transportiert werden und durchaus uns Geocachern auch mal kritisch der Spiegel vorgehalten wird. Zum Megaevent hier geht es auch nicht drum, den Organisatoren irgendwelche Befähigungen abzusprechen, sondern einfach mal zu hinterfragen wieviele Megaevents brauchen wir pro Jahr, wo liegt der Unterschied zwischen Ihnen, wie hoch ist der Erlebnisfaktor und wie verhalten wir uns eigentlich auf solch einem Event.
Freitag, 12. Juli 2013 17:40
Wer zum ME will soll hin und wer nicht eben nicht!
Ich war da, hatte meinen Spaß, viele Bekannte getroffen die ich schon lange nicht mehr gesehen hatte, von weitem Cacherpromonenz gesehen – nee Autogramme sammel ich nicht – hab mich über den immer größer werdenden Kommerz gewundert (es gab Dinge da musste ich erst überlegen was die mit Geocaching zu tun haben) und hab den D5 Mystery „wo ist die Fressbude?“ erfolgreich gelöst.
Als es 19:30Uhr war und sich meine Truppe Richtung „Tal“ gewegte, bin ich noch oben geblieben und habe erfolgreich den Wherigo gelöst/gespielt.
Auf dem Weg zum Final musste ich nochmal durch die Festung.
Von Geocachern und einem Event war überhaupt nichts mehr zu sehen.
Dafür haben sich die Konzertbesucher über (ich meine es war Aida) gefreut.
Meine Stimmung alleine durch die Festung mit dem Ziel eine Dose zu finden und die Stimmung mit meinem Lieblingstrupp über das Event zu laufen waren zwar zwei komplett unterschiedliche aber trotzdem schöne Momente.
Und darauf kommt es mir an.
Mit Geocaching kann ich dem Alltag entfliehen – denn Stress und Aufregung hab ich bei der Arbeit genug
…und ob eine 6-Stündige Schifffahrt ebenso spannend ist wie der Klettersteig bei Boppard (von dem man sehr schön die 3 „Cacherschiffe“ sehen konnte) sei mal dahin gestellt
Mittwoch, 10. Juli 2013 15:18
@Marcus: Seh es einfach als Kontrastprogramm zu den vielen anderen Blogs, die von der Cachetour am Wochenende berichten, die Leser mit Bildern der Woche erfreuen oder einfach nur das neue GPS-Gerät/ die neue Coin vorstellen.
Mittwoch, 10. Juli 2013 14:48
Mir geht es ja nicht speziell um Mega-Events, sondern um den generellen Tenor, der in deinem Blog herrscht
Mittwoch, 10. Juli 2013 14:33
@Marcus: Nicht für jeden ist Mega-Event = Geocaching und Geocaching = Mega-Event
Ich würde sogar noch einen Schritt weitergehen und behaupten, dass MegaEvents, genauso wie all die anderen extremen Auswüchse, überhaupt nichts mehr mit Geocaching an sich zu tun haben, aber das sieht die Mehrheit der Cacher anders…
Mittwoch, 10. Juli 2013 11:12
Manchmal frage ich mich, ob Geocaching das richtige Hobby für dich ist.
Montag, 8. Juli 2013 22:55
Na dann oute ich mich mal. Ich war dort und fand es toll.
Von den Spielen habe ich nichts mit bekommen. Aber diese waren auch nicht mein Ziel.
Der Wherigo-Lehrgang war da schon interessanter. Und so etwas wird ja nicht an jeder Ecke angeboten.
Und wo sonst kann man fast alle Freunde und Bekannte treffen, mit denen man wegen der Entfernung zueinander nur über Email, Twitter und Blocks Kontakt hat? Um alle einzeln zu besuchen gingen etliche WE drauf. Da ist so ein Megaevent doch ideal.
Und wer sich unbedingt dem Kommerz hingeben will…..soll er doch. Ist ja nicht mein Geld.
Montag, 8. Juli 2013 22:00
Hallo
Klar ist das sicher nicht jedermanns Sache. Aber mir hat es viel Spaß gemacht. Das möchte ich mir auch nicht nehmen lassen. Möchtest du am liebsten wieder zurück als Geocaching noch ganz neu wahr? Die Leute freuen sich doch an ihrem Hobby. Und die Freude geben Sie weiter. Somit kommen auch immer neue Cacher hinzu. Ist das verwerflich?
Vielleicht sollte man nur Charter-Membern das Cachen erlauben.
Montag, 8. Juli 2013 21:18
Ich gestehe ich habe den Artikel mit einem Schmunzeln gelesen. Zumal ich ja selber zu den abhängenden Cacher gehörte
Und ich kann gar nicht so genau sagen warum, aber insgesamt bin ich auch etwas hin und her gerissen. Klar, es war schön mal wieder Menschen zu treffen die man sonst halt nicht so oft sieht und auch neue Menschen kennen zu lernen, aber ansonsten bleibt mir von dem Event offen gestanden nicht viel im Gedächtnis. Und das ist jetzt keine Kritik an irgendwem oder irgendwas sondern einfach ein Gefühl Sicher, ein fantastisches Feuerwerk und eine tolle Abschlußfahrt mit den Schiffen, aber auch das eher getragen durch die Menschen mit denen man unterwegs war.
Keine Ahnung, vielleicht fehlte mir was wie die pompöse Eröffnung in Leipzig oder so Extrem-Angebote wie Bustouren in Köln, auf jeden Fall fehlte mir irgendwie irgendwas ohne das ich den Finger drauf legen kann.
Auch die Konzerte sind sicherlich toll aber als Höhepunkt für mich nicht sooooo tragend, zumal ich dieses mal das Gefühl hatte das es sehr ruhig war als wenn keine rechte Stimmung aufkommen wollte.
Und noch mal ganz deutlich: „KEINE Kritik an irgendjemand“ sondern einfach Gefühl! Ausser an dem Live-Gesang auf dem Schiff! Keine Ahnung, mag sein das es eine tolle Sängerin ist, aber sorry, das auf dem Schiff grenzte an Körperverletzung
Von daher finde ich es gar nicht schlecht wenn einer mal anders als die meisten „Hach-Artikel“ andere Worte findet auch wenn er vielleicht (wie ja eigentlich immer ) ein etwas zu scharfes Schwert schwingt
Montag, 8. Juli 2013 15:50
rosarote Brille ?
…find ich gut
Montag, 8. Juli 2013 13:41
@Heckenländer: Lass mich raten, der Artikel war dir zu kritisch?
Ich sehe den ganzen Rummel mit etwas weniger Euphorie und habe nicht durchweg die rosarote Brille auf. Deswegen würde ich mich aber nicht als besser bezeichnen, auch wenn du es so nennen magst.
Montag, 8. Juli 2013 10:46
Na Gott sei Dank, bist Du keiner von den Geocachern, lieber JR, die dumpf auf Mega-Events abhängen – Du beobachtest sarkastisch von aussen und bist damit mindestens eine, wenn nicht sogar zwei Nummern besser als die gesamte restliche Cacherschar …
Montag, 8. Juli 2013 10:01
Uiuiuiuiui…. Wie gut, dass ich nicht da war…. Das ist ja gar nicht mein Typ von Veranstaltung… Falls ich anwesend gewesen wäre, als diese Katastrophenschutz-Sirene („Dosen wie Diese“) anfing loszuheulen, hätte ich mir wahrscheinlich auch vor Verzweiflung die nächstgreifbare Papierserviette in die Ohren gestopft.
Aber da ich glücklicherweise
1.) niemanden kenne,
2.) Wert darauf lege, unwichtig zu sein, und
3.) bei Menschenansammlungen dieser Größe immer Angst habe, totgetreten zu werden,
ging dieser Elch glücklicherweise an mir vorüber. Wers mag der mags mögen, meins ist es nicht, aber es scheint anhand des Berichts und der Videos mal wieder ein Paradebeispiel für die regelmäßig gewaltsam herbeigebetete Nichtkommerzialität von G$-Events gewesen zu sein…
chrysophylax.
Montag, 8. Juli 2013 9:44
Danke für den Tourenbericht.
Wie Du schon selbst geschrieben hast, ist so ein MEGA nicht jedermanns Sache. Für mich haben MEGAs nichts, aber auch gar nichts mit Geocachen zu tun, genausowenig wie die achso lustigen Geocaching-T-Shirts und sonstiges Merchandising, mit dem Aufmerksamkeit auf unser Hobby gelenkt wird.
Wer dort unter dem Banner „Geocaching“ hinfährt, nagelt munter weiter Nägel in den Sarg hinein.
Ja, ich weiss, Geocaching ist Mainstream, geheim war gestern etc.
das ist aber kein Grund, damit hausieren zu gehen und jeden Muggel in Hörweite darüber zu informieren, dass „HIER! ICH HAB IHN! – LOGG MAL FÜR MICH MIT! FÜR MICH AUCH!“ ein Cache versteckt ist.
Sowas fällt auch auf die (verschwindend kleine?) Minderheit zurück, die dann im Wald mit „Na, sindse auch so’n Geokäscher, die alles zertrampeln“
begrüßt werden.
Montag, 8. Juli 2013 8:06
ich mag diese Artikel mit spitzer Feder die aus der Masse an „Hach“, „Hach ja“ und „Hach schön“ herausstechen 8-)