5 Minuten Ruhm

PresseStolz hockt er da, der Benjamin, hoch oben neben den Resten eines LKWs. Ob er da bereits wusste, dass der Owner den Lost-Place-Cache eben wegen ihm archivieren wird? Vermutlich nicht, denn der Reiz einmal als „moderner Indiana Jones“ in der Zeitung zu erscheinen, scheint den Verstand ordentlich zu vernebeln.

Lost-Place-Caches sind im Süden eine Rarität geworden, der Nachschub wird von den Reviewern hier unterbunden. Es wird seit vielen Jahren eine Genehmigung verlangt – etwas, was kaum jemand für seine Dose in verlassenen Industrieruinen oder Häusern beibringen kann und auch kein Grundstücksbesitzer genehmigen wird, zumindest wenn er nicht auf den Kopf gefallen ist. Genau wie Benjamin liebt so mancher Geocacher verlassene Orte und man sollte zumindest meinen, dass man dann auch entsprechend sensibel damit umgeht. No Press, Geocaching ist hier aufgrund der Semi-Legalität eher geheim, solle es eigentlich auch. Zu schnell kann die Örtlichkeit dicht sein, zu schnell die Location verbrannt. Man sollte dankbar sein, dass der Owner diesen Platz bedost und mit den Geocachern teilt. Ansonsten hätte man diesen Ort wohl nie gesehen und seinen Spaß damit gehabt.
Denn eines ist selbst Benjamin klar:

„Frag mal im Dorf, wie viele diesen Platz wohl kennen“, sagt Tschöpe. Wahrscheinlich nicht viele.

Quelle: Artikel

Den Cache „Lost Place – Heavy Metal“ und das verlassene und vergessene Industriegelände in der Ulmer Ecke kennt jetzt zumindest jeder Zeitungsleser im Dorf und darüber hinaus – Super gemacht, echt genial. Gedankenlos die Presse mitgeschleppt und ohne den Owner zu fragen den Cache verbrennen und sich an der Finallocation ablichten lassen, ganz wie das Vorbild Hoëcker.
Für den ein oder anderen Geocacher mag die Reaktion des Owners, die Archivierung des Caches aufgrund des #Benjamingates, etwas überzogen sein…

Nachdem wir gerade von befreundeten Cachern erfahren haben das dieser Cache ohne unser Wissen in der Zeitung mit Koordinate und Finalbild veröffentlicht wurde, wandert er nun umgehend ins Archiv.
Hier fehlen uns echt die Worte. So langsam macht das Legen von Dosen echt keinen Spaß mehr.
Es tut uns leid für alle die diesen Cache noch auf der Watchliste haben, aber sowas geht echt nicht.
TT
Nachtrag: Da uns aufgrund der überragenden Berichterstattung zum Zwecke der Selbstdarstellung quasi nichts anderes übrig blieb als den Cache zu archivieren, haben wir heute die Finaldose und die Stage entfernt. So endet also ein Cache der seid bald 10 Jahren ohne Probleme lief und ein verstecktes, fast vergessenes Fleckchen (das, laut Zeitung nicht einmal die Burlafinger kennen!) zeigte. Die Lost Place Liebhaber ohne Punktzwang werden sicher auch so Möglichkeiten finden diesen Ort zu besuchen.

Quelle: Archive-Log

… als ehemaliger LPC-Owner kann ich das allerdings verstehen. Man hat immer irgendwie die Sorge, dass zum einen die Location nicht Dank der ganzen Deppen, die das Massenhobby zwischenzeitlich angezogen hat, verbrannt wird. Zum anderen hofft man natürlich inständig, dass nicht irgendwas passiert, irgendwann die Polizei vor der Türe steht und einem die Leviten liest oder gar alle Besucher des Caches im Nachhinein eine Anzeige bekommen und man sich vor Gericht streiten darf. Ein Lost-Place ist kein Kinderspielplatz, nicht einmal das scheint Benjamin klar zu sein:

Durch einen Hinweis im Forum entdeckt er die Dose letztendlich. Darin befindet sich nicht gerade der Schatz der Karibik, eher ein wenig Nippes. Das liegt daran, dass viele Geocacher das Spiel nutzen, um ihre Kinder vom iPad in die Natur zu locken. Tschöpe weiß aus eigener Erfahrung: Während die Ankündigung, spazieren zu gehen, viele Kinder eher dazu bringt, sich am Heizkörper festzuketten, sind die Kleinen bei Aussicht auf eine Schatzsuche schneller angezogen, als man schauen kann. Auch Tschöpe legt deswegen Kleinkram wie Sticker oder Haargummis in die Dosen. Für den nächsten Geocacher.

Quelle: Artikel

Es ist mehr als nur einmal jemand auf oder in eben solchen Locations beim Spielen ernsthaft verletzt worden oder in scheinbar weniger gefährlicher Umgebung sogar ums Leben gekommen. Da kann man als Owner die geballte Aufmerksamkeit, die ein Artikel in der Zeitung mit sich bringt, nicht auch noch gebrauchen.

Das Problem an derartigen Zeitungsartikeln ist, es findet sich immer irgendein Geocacher, der gerne mal in Hoëcker-Manier abgelichtet werden und für 5 Minuten ein Star sein möchte. :ugly:
Wenn es denn unbedingt sein muss, sprecht euch unbedingt vorher(!) mit dem Owner des/der betroffenen Caches ab und macht einen Bogen um solche sensiblen Locations. Auch wenn die Zeitungstante vom nächstbesten Blatt etwas Interessantes für ihren Artikel haben möchte und sich mit der ollen Tupperdose im Wald nicht abspeisen lassen möchte, der Ärger – Benjamin dürfte aktuell ein Lied davon singen können – den man im Anschluss daran hat, ist ein solcher Frühlingsloch stopfender Lückenfüller beileibe nicht wert. :verzweifelt:

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Datum: Donnerstag, 30. März 2017 21:17
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4 Kommentare

  1. 4

    Wenn der Kollege wenigstens seine eigenen Caches ans Licht der Öffentlichkeit zerren würde. Aber solche Typen konsumieren eh nur.

  2. 3

    Ich weiß schon, warum ich nach wie vor bezüglich Geocaching die ganz harte „No Press“ Linie fahre. Das gilt übrigens auch für Geocaching Magazine ;) .

    Viele Grüße
    Gerald

  3. 2

    Visueller Nachtrag mit einem, an die Fülle an LPCs im Osten angelehnten Namen:
    Sei nicht wie Ronny!
    https://twitter.com/JR849/status/847724547012833280

  4. 1

    Bei mir hatte vor nicht allzu langer Zeit die Böblinger Zeitung wegen einem Artikel angefragt. Ich hab, genau aus diesem Grund, nicht auf die Anfrage reagiert.