Der offizielle Weg muss und darf nicht verlassen werden!

Naturschutzgebiet - GeocachingGeocaching in Naturschutzgebieten ist ein zweischneidiges Schwert. Zum einen muss man auf den Wegen bleiben, damit die Natur nicht be-/geschädigt wird, zum anderen würde man als Owner die Dose natürlich gerne an eine besonders schöne Stelle legen, die vielleicht auch etwas geschützt vor Muggels ist. Was, wenn man beides versucht unter einen Hut zu bekommen, seine Dose dann aber nach etwas mehr als drei Monaten bei der unteren Landschaftsbehörde abholen muss?

So geschehen beim Cache Tannenzapfen Tour 1 Reloaded, nördlich von Aachen, der im Naturschutzgebiet Wurmtal, im Bereich südlich von Herzogenrath, liegt. Dem Owner oder den Geocachern ist aber offensichtlich nicht direkt etwas vorzuwerfen, denn vermutlich hätten viele diesen Fehler gemacht, bzw. nicht entdeckt.
Laut Google Maps gibt es an dieser Stelle zwei Wege.

GC7HG9F auf der Google Karte

Um den Cache zu erreichen müsste man entweder von Westen rund 40m durch die Botanik stapfen oder etwa 10m und durch den Bach, an welchem Ufer die Dose wohl auch liegt.
Schaut man sich die Problematik auf der OSM-Karte an,…

GC7HG9F auf der OSM Karte

… findet man hier weitere Wege und sogar eine Brücke. Wie an vielen Stellen üblich, wird vermutlich auch hier die Dose mit einem kleinen Schritt neben den Weg erreichbar sein. Ein Schritt, der für die untere Naturschutzbehörde wohl schon zu viel ist, bei denen sich aber vermutlich 99% der Muggels und Geocacher, die an dieser Stelle vorbeikommen, schlicht nichts denken… auch dann wenn sie wissen würden, dass sie sich inmitten eines Naturschutzgebiets befinden. Selbst wenn die Dose wirklich direkt am Weg liegt und von dort aus erreichbar ist, bleibt immer noch die Frage, ob der Weg wirklich ein offizieller ist oder ob es sich am Ende doch nur um einen Pfad handelt, den halt einfach viele benutzen. Und Last but not least: Wissen die Dosensucher auch wirklich schon vorher, dass sie sich in einem Naturschutzgebiet befinden oder wird in alter Gepflogenheit das Listing beim Tradi ignoriert, erst einmal die Wurzel zwei Meter weiter hinten mit dem Prickstock malträtiert, der umgestürzte Baumstamm auf links gedreht, ein paar Steine angehoben und danach weitere, offensichtliche Versteckmöglichkeiten unter und neben dem Brückchen durchwühlt? Ach ja, da steht ja im Listing, dass es ein Naturschutzgebiet ist und man den Weg nicht verlassen muss, bzw. darf… ups. Und wie soll man, wenn man dann tatsächlich das Listing gelesen hat, an das benötigte Wasser herankommen, ohne die Brücke oder den Weg zu verlassen? Ach, jetzt ist es doch sowieso schon egal… :verzweifelt:
Man kann demjenigen, der den Geocache entfernt und zur unteren Naturschutzbehörde gebracht hat, nun kleinkariert nennen, als Blockwart oder Spielverderber bezeichnen oder argumentieren, dass hier vielleicht auch Kinder spielen und Hundemuggels ihre Fiffis zu Wasser lassen. Angesichts der Probleme, die wir an so manch einer schönen Stelle just in diesem Moment produzieren und in der Vergangenheit produziert haben – so manch ein Verbot ist stummer Zeuge davon, sollten wir mit unserem vermeintlich naturverbundenen Hobby doch eigentlich lieber Vorbilder sein, anstatt alles ebenso falsch zu machen, wie viele andere es eben jeden Tag aufs Neue tun… oder?
Klar wäre es schön wenn Naturschutzgebiete & Co in den Karten der Geocaching-Apps eingezeichnet wären und vielleicht gleich ein Hinweis beim Aufruf des nächsten Statistikpunkts aufploppen würde. Solange dieser Traum allerdings ein Wunschtraum bleibt – in der offiziellen App von Groundspeak darf man da mit Sicherheit bis zum Sankt-Nimmerleins-Tag warten und auch in c:geo & Co wird das vermutlich erst umgesetzt, wenn Geocaching Gefahr läuft, irgendwann einmal flächendeckend aus dem Wald verbannt zu werden – bis dahin ist es die Aufgabe eines jedes Einzelnen die Augen und bei Bedarf auch das Maul aufzumachen. Es muss und soll bei solchen, ich nenne es mal „Kleinigkeiten“, nicht immer gleich ein Needs Archived sein, es reicht ein Hinweis, dass es an anderer Stelle mit einem ähnlichen Cache schon Probleme gab und der Owner doch bitte überlegen mag, ob er den Cache – wenn er ihn schon in einem Naturschutzgebiet versteckt – nicht wenigstens versucht so naturverträglich wie möglich zu verstecken.* Denn derjenige, der die Dose auslegt, ist auch dafür verantwortlich, dass dieser Ort von vielen Anderen aufgesucht wird um eben die versteckte Dose zu finden – und genau das ist hier das Stichwort: Verantwortung!
Man kann es nicht oft genug sagen und selbst wenn, gibt es immer noch unzählig viele Helden, die sich eben darum einen Scheiß scheren – dennoch tue ich es trotzdem immer und immer wieder mit diesen oder ähnlichen Worten:

Wir sind Gäste in der Natur, verhalten wir uns dementsprechend!

Da Bilder mehr als tausend Worte sagen, hier die in meinen Augen traurigste Versinnbildlichung des Problems. Wenn es hier auch nicht direkt etwas mit dem angesprochenen Thema zu tun hat und man an dieser Stelle direkt versucht ist, in alte Muster zu verfallen und auf andere zu zeigen, wir Geocacher sind nicht viel besser!

Seepferdchen

Bild Seepferdchen © Justin Hofman / Wildlife Photographer of the Year

*Falls ihr euch nicht sicher seid oder ihr Fragen habt, ihr könnt mich jederzeit gerne kontaktieren.

Bildquelle: Pixabay

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Datum: Mittwoch, 11. April 2018 8:48
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4 Kommentare

  1. 4

    […] Der offizielle Weg […]

  2. 3

    Also ganz ehrlich, bei JEDEM Cache (es sei denn, er ist auf EIGENEM Privatgrund) ist irgendetwas para-legal bis illegal, drum liest man zB ja immer wieder die Beteuerungen a la „jeder ist für sein tun…“; auch Groundspeak weiss um die Problematik, offiziell und immer wieder zwischen den Zeilen. – Aber es kann alles gut funktionieren, wenn beide Parteien – Owner und Cacher – sich respektvoll verhalten. Irgendwie wie im richtigen Leben.

  3. 2

    @Schrottie: Wenn es jeder weiß, warum hält sich dann fast keiner dran?Bzw. warum werden die Dosen, die abseits der Wege liegen, gesucht und nicht bemängelt?
    Ich denke für ein wirkliches Urteil müsste man sich die Gegebenheiten vor Ort anschauen. Der Owner war sich dem Umstand, dass es sich um ein Naturschutzgebiet handelt, durchaus bewusst, sonst hätte er nicht im Listing explizit darauf hingewiesen. Ich denke also, dass es zumindest im Ansatz nach Weg ausschaut und im Listing steht was von Brücke. 😉
    Bleibt die Frage was ein offizieller Weg ist, wie man die erkennt und auf welcher Karte eben nur jene eingezeichnet sind.

  4. 1

    Hmm, es weiß aber nun schon Ewigkeiten wirklich jeder Geocacher – das Thema wird schließlich oft genug durchgekaut – das eben dieser eine Schritt neben den Weg verboten ist. Ebenso ist bekannt, das bei OSM inzwischen auch jeder (illegale/inoffizielle) Trapelpfad eingezeichnet wurde. Das also, was man auf der OSM-Karte sieht, muss demzufolge nicht einmal ein behördlich abgesegneter Wanderweg sein. Dazu kommt, das das Zeichen dort auf der Karte nicht für eine Brücke steht, sondern für eine Furt bzw. Steine über die man das Gewässer queren kann. Was einmal mehr auf einen Trampelpfad hindeutet. Und somit ist es in der Summe also keineswegs kleinlich, sondern der Owner hat hier ganz klar einen Fehler gemacht.