Der Logbuchkontrolleur

Auf der einen Seite gibt es Geocacher, die ihre Statistik mit Online-Logs schönen, ohne dass sie auch nur ansatzweise in die Nähe des Logbuchs gekommen sind. Auf der anderen Seite stehen Owner, die gerne Logbuchkontrolleur spielen und den „guten Ruf“ des gemeinen Punkteschmarotzers dann entweder hinter vorgehaltener Hand beschädigen oder die „Statistik-Mistmade“ öffentlich an den Pranger stellen.

Die Gründe für das Betrügen und Kontrollieren sind dabei vielschichtig. Ich für meinen Teil habe in meiner Owner-Laufbahn noch keine Logbücher kontrolliert. Größere Exemplare habe ich beim Austauschen oder Einsammeln auf der Suche nach netten Logs durchgeblättert, anschließend allerdings der Rundablage zugeführt. Wozu aufheben, braucht doch kein Mensch mehr.
Jetzt, nach fast 10 Jahren, habe ich beim Wechsel meines ersten ausgelegten Logbuchs auch einmal Kontrolleur gespielt – allerdings nur zum Zweck der Statistik. Mit einem, für mich, recht überraschenden Ergebnis.

Kontroll-Eckdaten
Geocache: Hartwald
Typ: Multi
Ausgelegt am: 21.01.2006
Online-Logs: 427

Der Multi „Hartwald“ ist eine Oneway-Jugendsünde von mir, Hin und Rückweg ca. 2,5km. Im Jahr 2010 und 2012 kamen jeweils zwei größere Serien im direkten Umfeld dazu. Einmal eine 9er-Ladung Ratehaken und zwei Jahre später noch einer der beliebten Porno-Trails, 10-fach, zzgl. Penis-Enlargement-Bonus.

hartwald

Quelle: geocaching.com

Die Serien sind im Vergleich mit ~700 und ~1150 Funden selbstredend deutlich gefragter, obwohl der Weg vermutlich ähnlich lang ist. Letztendlich ist halt nur der Zähler interessant… Es wundert mich, dass der ansässige Jäger nicht schon einen „Geocatcher“ aus dem scheinbar unendlichen Strom der Punktejünger verprügelt hat. Ein Hoch auf die Nachhaltigkeit, denn die wird beim Geocaching ja bekanntermaßen seit vielen Jahren gelebt und selbstredend von höchster Stelle gefördert – Its not all about the numbers, but nothing else matters!
Interessanterweise sieht man jeweils nur einen leichten Anstieg der Fundzahlen nach der Veröffentlichung der beiden Statistik-Flaniermeilen.

hartwald_online-logs

Quelle: Logbuchkontrolle by JR849

Vermutlich deswegen, weil der Cache davor schon ein paar Jahre auf dem Buckel hatte und daher von den meisten Geocachern der Region bereits gefunden wurde. Bemerkenswert hierbei, nahezu all diejenigen, die den Cache vor, zwischen oder nach der Statistik-Diarrhoe online geloggt haben, stehen auch tatsächlich im Logbuch.

hartwald_logs

Quelle: Logbuchkontrolle by JR849

14 Einträge konnten keinem Online-Log zugeordnet werden, scheinbar gibt es sie noch: Echte, puristische Genusscacher. :D
Unter all den Schafen sind lediglich sieben Geocacher, die den Cache nur online geloggt haben. Die ersten fünf sind dabei unter 1000 Funden geblieben und zwischenzeitlich nicht mehr aktiv, bzw. haben mit Geocaching aufgehört, bevor deren Statistik auch nur den Hauch einer Chance zu einer Erektion hatte oder selbst zu einer geführt hätte.

hartwald_nur-online-logger

Quelle: Logbuchkontrolle by JR849

Die beiden 3k-Kandidaten sind allerdings auch keine grandiosen Statistiker. Im „Heute schnell gefunden“-Logwahn fällt so ein Multi vermutlich zwischen dem ganzen Hin&Mit kaum auf, war also vermutlich nur ein Versehen. Möglicherweise haben einige der Finder sich auch einfach die Finalkoordinaten aus dem „Finals – Wer will nochmal, wer hat noch nicht?“-Artikel geholt und den Multi in „Ich habe keine Zeit für einen Multi-Scheiß“-Manier auf einen Tradi reduziert. Wie auch immer: Unter dem Strich hat keiner wirklich beschissen, die meisten Geocacher stehen zumindest ordentlich im Logbuch. Wer sich dabei selbst eingetragen hat und wer sich hat eintragen lassen, das kann man angesichts mancher Einträge nur erahnen. Letztendlich wird bei den Kandidaten vermutlich der Satz „Ich bin aber daneben gestanden!“ als Ausrede herhalten müssen.
Wie dem auch sei, am Ende tut es mir und keinem anderen Owner wirklich weh, selbst wenn jeder einzelne Statistik-Horst nur noch online loggen und sich den Outdoor-Teil sparen würde. Letzteres wäre vielleicht sogar von wp-monalisa iconVorteil, dann würden die armen Zahlenwürstchen* zumindest draußen keinen Schaden mehr anrichten…

* Skandal – JR hat die Crème de la Crème des Geocachings geschändet!

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Datum: Samstag, 12. Dezember 2015 18:53
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12 Kommentare

  1. 12

    […] dafür auch noch extra löhnen. Kein Wunder ist der Multi des Cachers liebstes Kind und dabei wird nicht einmal so viel betrogen wie erwartet. Ebenso braucht man sich nicht über BM-Logs bei den vermeintlichen Super-Duper-Dosen aufregen oder […]

  2. 11

    Meine Güte, jetzt wo du es schreibst…..ich habe so zwischen Weihnachten und Neujahr Zeit. Ich checke die ganzen Logbücher!!! ;-) Das habe ich noch nie gemacht. ;-)

    Einen Log habe ich vor Jahren gelöscht. Auf dem Nachhauseweg habe ich eine Dose kontrolliert und bemerkt, daß der Behälter undicht ist. Gut, den Behälter habe ich mit nach Hause genommen und ausgetauscht. Beim Logbuchausdruck kam der „Foundlog“ eines Cachers genau von dem Cache der vor mir lag. „Auf dem Nachhauseweg schnell gefunden“ – Echt? Wie geht das denn? Steht der Cacher im Logbuch? – Nachgeschaut – Nö, der steht nicht drin. ;-)

    Das war das einzige Mal daß ich einen Cacher angeschrieben habe und nachgefragt habe, wie sein Log zustande kam wenn die Dose samt Logbuch vor mir liegt. Die Antwort war „ich war vor Ort, hab den popeligen Mikro nicht gefunden und hab einen Found geloggt.“ – DNF schreibt man anders. – Log gelöscht! „Punkt“ – Kopf schütteln und weiter gehts.

    Viele meiner Online Logs verspäten sich ebenfalls. Manche auch bis zu einem Monat. Gemachte Fotos am PC abspeichern, Bildqualität minimieren, auch nehme ich mir die Zeit einen ausführlichen Log bei „schönen“ Dosen zu schreiben. (Will ich doch selber auch haben) Am Smartphone loggen…. ? Ich bin in der Natur unterwegs. Mir ist die Natur wichtiger. ;-)

  3. 10

    Zumindest in und außerhalb meines Cacher-Bekanntenkreis gibt es eine Handvoll Leute, die den Onlinelog auf „später“ verschieben und inzwischen bis zu 1,5 Jahre „nach zu loggen“ haben. Oder auch nach dem Motto „nur ein FTF wird sofort geloggt, alles andere kann warten“ (bis zu 1,5 Jahre) handeln. In einem besonders krassen Fall hat jemand innerhalb weniger Stunden ein Jahr an „nachzuloggenden Caches“ dann per „Standard-Foundlog“ bewältigt (und sich im Standard-Foundlog dafür entschuldigt, dass er sich nicht mehr an jede Dose erinnern kann und es daher nur für den Standard-Foundlog reicht).

    Ich stehe dem zwiespältig gegenüber. Wenn ich für eine halbwegs „ordentliche“ Dose einen „ordentlichen“ Online-Log schreiben möchte, dauert das leicht genauso lange wie rauszufahren, die Dose zu suchen, meinen Namen ins Logbuch zu schreiben und die Dose wieder zu verstecken. Und nach einem langen Cache-Tag abends noch bis Mitternacht stundenlang an den Logs schreiben? Besonders „hart“ wird es dann mit Challenges, für die man noch haarklein irgendwelche obskuren Statistik-Logbedingungen heraussuchen „darf“. Puuuh – nicht jeder hat darauf Lust.

    Auf der anderen Seite gibt es eben auch immer wieder die Fälle, in denen jemand kurz nach „unlesbaren Logbuchklumpen getauscht“-Maintenance oder „Dose weg, Location verbrannt“-Archivierung einfällt, dass er ja gerade zwei Tage nach dem letzten Online-Logger (vor 4 Monaten) noch diesen Cache gemacht hat und „nachloggen“ muss. Ob derjenige nun „legitimer Nachlogger“ oder „Armchair-Logger“ ist – man weiss es nicht. Gerade Kurzlogs bei „episch-legendären“ Caches machen dann aber doch stutzig und hinterlassen ein schales Gefühl an die Ehrlichkeit. Peinlich wird es dann für denjenigen, wenn das Logbuch dann später doch wieder in lesbarer Form auftaucht und eben Namen fehlen. Ich logge daher einfach möglichst jeden Cache zeitnah online, um nicht für so einen „Armchair-Logger“ gehalten zu werden.

    Aber auch mit Offline-Logeintrag wird betrogen: Ich habe (als unfreiwilliger Zuschauer) auch einen Fall erlebt, in dem eine Cachergruppe mit dem Auto (!) in den Wald gefahren ist, dort „kurz vor der T5-Dose“ zwei Mitglieder ihres „Teams“ absetzt und andere Teile ihres Teams währenddessen „andere Caches“ machen (unter anderem per Auto Feldwege eines „episch-legendären“ Cache abfährt, für den sich jede Gruppe gezielt etwas Zeit nehmen und man sich daher auch „fairerweise“ vorher per Kalender anmelden sollte). Ach so: online loggte dann jedes Teammitglied jeden Cache, den irgendjemand aus dem Team gemacht hatte. Man hat sich ja gegenseitig im Logbuch eingetragen…

  4. 9

    Bei den Irrtumszahlen im % Bereich würde ich rauslesen, das es das Phänomen der Punkteerschleicher nicht gibt.
    Von den gelobten Genusscacher waren wahrscheinlich einige nur zu faul, oder wollten später loggen und haben es dann vergessen.
    Von den Onlineloggern haben vielleicht auch manche nur den Cache verwechselt, oder den Handeintrag nicht vorgenommen.
    Vielleicht ist die Welt ja doch nicht so schlecht.
    Gruß m g o

  5. 8

    Der reine Online-Log ohne im Logbuch zu stehen hat noch einen weiteren Vorteil: du brauchst als Owner nicht so oft das Logbuch auszutauschen 8O :-? :evil: :evil: :evil:

  6. 7

    Also, einen Komplettabgleich hab ich auch noch nie gemacht, denn im Grunde genommen ist es mir relativ egal, ob jemand wirklich an der Dose war oder nicht. Was ich aber so gar nicht mag, das ist, wenn jemand mir mit einem gut ausformulierten Text vorgaukeln will, dass er an der Dose war, man aber an den Formulierungen schon erahnen kann, dass der die Dose / Location nie gesehen hat. In solchen Fällen (kam bisher ca. 5 mal vor) mach ich dann doch mal ne Kontrolle. Wenn der Gute dann nicht im Logbuch steht, dann wird kommentarlos gelöscht. Bisher gabs da mit einer Ausnahme auch keine Rückmeldung (die Ausnahme war allerdings so hartnäckig, eine Löschsperre bei GC zu erwirken). Als Nebeneffekt der Kontrollen kann ich auch die Feststellung von JR bestätigen, dass es doch einige Cacher gibt, die zwar im Logbuch, nicht jedoch online geloggt haben.

    Viele Grüße
    Gerald

  7. 6

    Ahhh ja – was passt hier? Genau – das hier:

    http://jr849.de/allgemein/toleranz-beim-geocaching/

    (Und ja sorry – ich hab die Verlinkung nicht richtig hinbekommen :roll: )

  8. 5

    Ahhh ja – was passt hier? Genau – das hier

  9. 4

    Die Trennung vom Acount etc. ist ja alles nachzuvollziehen und dagegen (Nachlog) hat wohl auch niemand was.
    Die als „Team“ und einzelnen Acounts Loggen aus der Gegend kennt man meist auch, wenn man das Ersgebnis der Statistik dann durch die Anzahl der Mitlogger teilt kommt man auch auf vernünftige Statistiken.
    Aber das beim Klettercache war wohl eher so geplant ;-) und der andere war wohl überhaupt nich in der Gegend :-(.

    Zum Glück ist das Verhalten jedoch die Ausnahme und es soll ja auch Spaß machen.

  10. 3

    Ich hätte da noch ein paar Möglichkeiten (Ausreden) für die online-aber-nicht-im-Logbuch-Steher.

    1. Ich war bis jetzt mit meinen Eltern unterwegs und habe jetzt meinen eigenen Account.

    2. Teamtrennung, die Beziehung ging in die Brüche und nun brauche ich einen eigenen Account

    Wobei ich der Meinung bin, das diese Gründe meistens auch war sind.

    Auch ich habe schon mal ein Logbuch kontrolliert und auch bei mir hat alles gestimmt. Manchmal war die Suche dabei mühsam weil der Log z.B. online am 25.03.13 mit dem Datum 29.09.12 erfolgte aber im Logbuch erst am 03.11.12 stand.

    Aber am Ende warn auch diese Cacher dort. :mrgreen:

  11. 2

    Ja so Statitiker gibt’s wohl immer wieder und mittlerweile Versuch ich das auch zu ignorieren ;-).

    Hatten wir auch in Hessen alles schon mal..

    https://www.geocaching.com/seek/cache_details.aspx?wp=GC3PZ8Y&title=marmelade-oder-konfiture&guid=1852abd2-a0c1-4959-baf0-ef9a610d10ec

    https://www.geocaching.com/seek/log.aspx?LUID=ed5cebf1-052b-4c56-bc6d-d6287891c5e2

    … Weiterhin Happy Logging …

  12. 1

    Immer wieder nett zu lesen.