Historisches Bild der Anbetung
„Dass ich das noch erleben darf!“ juchzt eine der Anbeterinnen im Angesicht der Reliquie Nr. 1 der tupperdosensuchenden Schatzsucher. Tränen der Glückseligkeit rinnen an ihrer Wange hinunter und mit einem, der Welt entrückten Lächeln im Gesicht wird sie von der Menge weitergeschoben.
„Die O.C.B. ist in Deutschland, die O.C.B. ist hier!“ flüstert es immer wieder voller Inbrunst und Verlangen aus der Woge der angereisten Schatzsucher.
Ein ganz besonderer Behälter wurde dann auch von Jeff Holiday, dem „Gralsritter“ der Szene, huldvoll und entsprechend szenisch der jubelnden Menge auf der Bühne präsentiert: Die feierliche Enthüllung der O.C.B (Original Can of Beans).
Quelle: schwaebische.de
Huldvolle Präsentation anno domini 2010 im Österreichischen Pinzgau
Dabei handelt es sich um die originale Bohnendose, die der aus Arizona stammende Guru im Jahr 2003 bei Ausgrabungen in Portland (Oregon, USA), entdeckte. „Diese verrostete und zerbeulte Dose gilt unter vielen Geocachern weltweit als der heilige Gral.
Quelle: schwaebische.de
„Der Guru hat mich angesehen, der GURU!“, kreischt es weiter hinten und einer der Geocacher kippt zuckend und sabbernd aus der scheinbar endlosen Reihe der Pilger, die aus allen Teilen Deutschlands angereist sind. Die Sanitäter bringen ihn zur Erstversorgung in das extra von der Orga aufgestellte Erste-Hilfe-Zelt, wo auch schon dutzende Geocacher hyperventilierend und sabbelnd in Papiertüten atmen. Der Guru ist jener, der die Reliquie – welche entgegen anderer Behauptungen…
Es ist der erster Geochache überhaupt, der am 3. Mai 2000 von Dave Ulmer, dem Urvater dieser modernen Schatzsuche, vergraben und vorn mir an selber Stelle nach drei Jahren gefunden wurde.
Quelle: schwaebische.de
… kein Geocache ist, sondern Inhalt des allerallerallerersten Geocaches anno domini 2000 war – drei Jahre später ausgegraben hat und seither von Pilgern gegen einen kleinen und wirklich nahezu unbedeutenden Unkostenbeitrag *hüstel , um welchen sich wilde Mythen ranken, anbeten lässt.
Doch der schnöde Mammon ist unbedeutend, geht es doch hier um DAS Relikt, das Geocaching ausmacht!
Nun reist das Relikt rund um die Welt. Es symbolisiert die Magie, die Faszination aber auch das Erlebnis, das Geocaching ausmacht“, betonte Holiday.
Quelle: schwaebische.de
Schließlich dürfte diese Reise, wenn es nach dem Guru geht, die letzte dieser Art gewesen sein. Vorbei das anhimmeln und verbeugen…
Tatsächlich wurde die O.C.B. von den Fans unablässlig fotografiert und angehimmelt. „Dass ich das erleben darf, unglaublich. Ich verbeuge mich vor der O.C.B.“, meinte Liselotte H. aus D., die ihre Anreise gar als Wallfahrt einstufte.
Quelle: schwaebische.de
… die O.C.B. wird nicht mehr reisen, vermutlich ist die Gefahr für Guru und Reliquie zu groß und ein Verlust wäre mit Sicherheit das größte Unglück in der Geschichte der tupperdosenden Schatzsuche. Künftige Pilger müssen nun einen weiten und vermutlich beschwerlichen Weg auf sich nehmen, aber eine Wallfahrt soll ja auch kein Kinderfasching sein und vielleicht findet der ein oder andere Pilger auf der langen Reise ja ein Stück zu sich selbst und näher zu Geocaching.
Mit vor Stolz geblähter Brust freue ich mich nun, euch hier ganz offiziell ein „zeitgenössisches“ Bild der letzten Anbetung auf deutschem Boden präsentieren zu können.
Ingo O. und Liselotte H. bei der Anbetung der Reliquie. Links der Gralsritter und Guru Jeff Holiday
Die O.C.B., sie lebe hoch, hoch, hoch!*
*Gegen die O.C.B. kackt der auferstandene APE-Cache doch komplett ab – Hah, eat this APE-Cache!
Freitag, 2. Februar 2018 10:16
[…] Desaströs* fallende, historische Anbetung auf deutschem Boden verpasst hat, sollte sich als GC-Pilger nun schleunigst beim Schnäppchen-Event anmelden und die vorerst** vorletzte Gelegenheit, einen […]
Donnerstag, 24. August 2017 20:39
[…] Anbeten […]
Dienstag, 22. August 2017 11:09
Habe ich auch gehört, ist wohl eher sowas wie ne Veranstaltung auf der Muggels erklärt bekommen was Geocaching ist, für nen Cacher soll es jedenfalls absolut uninteressant sein.
Montag, 21. August 2017 11:42
Warum denke ich bei dem Zeitungsartikel nur an den Postillon…?
Montag, 21. August 2017 11:04
Die einzige Geocaching „Reliquie“ die ich begeistert in Händen hielt, war ein TB mit einem Notizbuch dran, dass seit 2003 durch die Landen reiste, den wir wirklich in einem Cache entdeckten. Die Aufgabe: Man solle Informationen über seine Region einbinden. Jede Seite war liebevoll von einem Finder gestaltet mit Texten Bildern etc.
Dieser TB hatte mich und mein zynisch, sarkastische Cacherherz wirklich bewegt. Dass es wirklich möglich war, ein Buch über mehr als 10 Jahre in dem Zustand zirkulieren zu lassen, hatte mich wirklich beeindruckt.
Eine Metalldose für die im Zweifelsfall zur Betrachtung auch noch Geld bezahlt wird, interessiert mich nicht wirklich. Aber wer es mag…
Montag, 21. August 2017 10:45
Ohwehh! Leider versäumt. Aber lustig zu lesen, danke sehr.
Aber Vorsicht: Vielleicht wird das ja in Kürze mal von schändlichen Geschäftsleuten dreist kopiert: Bohnendose bei Aldi gekauft – ein paar Mal mit dem Velo drüber gefahren – dann für ne Weile in Nachbars Teich versenkt – und am Ende für die echte, einzige, wahre Gralsdose verkauft..
PS (und im Ernst): Ich habe gehört, dass eine Wallfahrt zum Groundspeak-HQ nicht die lange Anreise wert ist. Außer man ist mal zufällig in Seattle, für was weiss ich für’n Business…
Montag, 21. August 2017 10:32
THE* ORIGINAL** CAN**** OF BEANS***
* Wieso THE? Ist das nicht eine „Dose“ wie die andere?
** Original? Wo sind die Beweise? Vielleicht ist die „Dose“ ja auch Fake.
*** Bohnen? Was für Bohnen? Die „Dose“ ist doch leer. Da ist doch gar nichts drin.
**** Warum überhaupt „Dose“? Ich seh da nur ein zusammenfallendes Stück Eisenoxid.
Das original Logbuch – ja das wär was. Oder das originale Schriftstück des Pentagon, dass GPS nun für zivile Zwecke freigegeben ist. Aber ein Stück Rost? Beten die da nicht den falschen Gott an? Aber wenn’s ihnen Spaß macht – dann lass sie doch.
Passt doch eigentlich ganz gut ins Konzept mit Poesiealben (manche Logbücher), Sammelbildchen (Souvenirs), bunten Bildchen der Comichelden, die man gerne wäre (Avatare), „Sieger“-Urkunden für die „große“ Leistung (Fund-Banner fürs Profil) und virtuellen Gummipunkten, die keinen reellen Gegenwert haben, die aber als ach so wichtig empfunden werden. Da fällt mir prompt ein: Ein Event „Malen mit Fingermalfarben“ würde doch super passen. Und als Logbuch eine riesen Wand. Da darf jeder mal seinen Namen malen – oder auch tanzen, wenn er mag.
Einfach nur in den Wald gehen, wandern, die Natur genießen und nebenher eine schöne fantansievolle Geschichte erleben? Nee, das ist einfach zu wenig. So ein bisschen Kindergarten muss schon sein!
Montag, 21. August 2017 10:04
Danke für die Berichterstattung.
Irgendwie ist das an mir auf dem Event komplett vorüber gegangen. Aber wir wurden immer nach dem Sani-Zelt gefragt, jetzt weiß ich warum. Die wollten ihre Partner wieder abholen.
Montag, 21. August 2017 9:58
Kein Wunder – Die oberschwäbische Gegend südlich der Donau ist für ihre Wallfahrtsstätten bekannt. Aber ein Pilger-Powertrail nach Seattle, das hätte schon was …
Montag, 21. August 2017 9:49
OK
„Religion“ ist schon was wunderliches
Montag, 21. August 2017 9:28
@Cachologen: Die überzeichnete Darstellung hat gerade im Bereich von Reliquien eine jahrtausendlange Tradition, ich denke das sollten wir einfach so beibehalten.
Montag, 21. August 2017 9:25
Dem Artikel fehlt noch der Tag „Satire“, sonst könnte man glauben es wäre wirklich so gewesen …