Wenn bekannte Owner in Rente gehen…

Geocaching Fails - siehe http://jr849.de/lost-places/da-geht-mir-der-hut-hoch/… bleibt neben dem ein oder anderen verdrückten Tränchen die Frage, ob man an den Gründen etwas hätte ändern können. In Anlehnung an „Video killed the radio star“ konnte man in einem Abschiedsartikel der Wampenschleifer ein sonores „popularity killed the lost place stars“ vernehmen.

LPC im OstenMit entsprechendem Bekanntheitsgrad kommen die Horden, doch eben jene möchte man bei Lost-Place-Caches eigentlich gar nicht haben. Zu viele Geocacher wollen die Locations und die kreativen Stages sehen, viele darunter wissen sich nicht zu benehmen. „Stealth modus“ scheint lediglich eine Floskel, die nur ein paar Cacher wirklich beherzigen. Höher, schneller, weiter – Je kreativer, desto bekannter, desto schneller ist die Location verbrannt. Bei Lost-Place-Caches, wo die Location ja quasi das Herzstück ist, kann man nicht einfach ein paar hundert Meter nebenan weiterspielen, das dürfte den Meisten vermutlich einleuchten… daran denken tun nur Wenige.
Aus eigenen Erfahrungen* kann ich sagen, dass man sich den Mund fusselig und die Finger wund schreiben kann. Die nächstbeste Gruppe, die lärmend und randalierend durch die Location rennt und die sich nicht an die einfachsten Regeln zum Schutz des Caches und der Location hält, steht schon in den Startlöchern. Da wird entgegen der Anweisungen ungeniert auf dem Dach herumgelaufen und sich der Nachbarschaft präsentiert, andere Teams wild schreiend und an die Fenster schlagend um Einlass gebeten, gerne auch mal selbst zur Spraydose gegriffen,LP, kein LPC mit fremdem Kennzeichen direkt vor der „Spielwiese“ geparkt, die definitiv zu kleinen Kinder in die Ruine gezerrt, wo sie dann zwischen Scherben, Asbest und Quecksilberresten spielen dürfen, und, und, und. Als Owner erkennt man irgendwann die auftretenden Probleme, schreibt Anweisungen in die Listings und verlinkt Artikel zu Verhalten an Lost Places, richtet Kalender ein, baut Stages um, sucht Parkplätze in ausreichender Entfernung zur Location, … alles um die Entdeckung der „seltsamen Machenschaften“ vor Muggels möglichst lange hinauszuzögern… und am Ende halten sich nur Wenige daran. Letztendlich versuchen diejenigen Cacher, die eine größere Anreise haben, möglichst viele der „Must have“-Caches in eine Tour zu packen – Es soll sich schließlich lohnen, man will von Erlebnissen berichten können! Da kann man dann selbstverständlich nicht noch weit laufen oder Rücksicht darauf nehmen, dass man ungesehen in den Lost-Place gelangt oder dass der Gartenmuggel nebenan bei der Suche nach den Stages nichts mitbekommt, geschweige denn sich zumindest ansatzweise versuchen leise zu verhalten. Immer schön gemäß dem Motto: Nach mir die Sintflut! Von kaputten Stages und dem fehlenden Mumm, einen Fehler oder eine Beschädigung zuzugeben und den Owner zu informieren und all den anderen kleinen Dingen rund um LPCs mal ganz abgesehen.
Manchmal möchte man einfach im Strahl kotzen und bereits 2015 stand bei den Wampenschleifern die Frage nach dem Wohin im Raum. :|
LP, kein LPCDas Lost-Place-Cachen ist im Westen der Republik durch die Genehmigungspflicht schon vor Jahren quasi zum Erliegen gekommen… doch bereits vor dem Verbot kamen uns persönlich Zweifel, ob diese Art des Geocachings mit der immer größer werdenden Community vereinbar ist. Wir hatten am Ende noch eine schicke Ziegelei und eine Menge kreativer Ideen mit WTF-Charakter, ließen diese dann aber doch unbedost und haben uns als Owner ohne großen Pọmp in den Ruhestand begeben. Immerhin noch rechtzeitig, bevor es an irgendeiner unserer bedosten Locations Ärger gegeben hätte.
Die Wampenschleifer sind nun auch Geschichte, das ist Fakt. Es bleibt die Frage was man tun kann, dass es den nächsten (größeren) LPC-Ownern nicht ähnlich ergeht. Oder sollte man Lost-Places angesichts der (zu) vielen Geocacher gar nicht mehr bedosen? Sind Zusammenkünfte wie LostPlaces4theKingz o.ä. Tarnfleckvereine förderlich oder generiert das nur einen Hype, den man am Ende doch nur wieder bereut? Oder sind das vielleicht gerade diejenigen, die sich zu benehmen wissen und der Hobby-LP-Cacher das eigentliche Problem? Sollte man vielleicht gerade um die guten LPCs keinen Hype machen, damit diese möglichst lange bestehen bleiben? Ist jede Antwort auf Fragen wie „Hat mal jemand Empfehlungen für LPs im Raum XY?“ auf Facebook oder Twitter nur ein weiterer Sargnagel für den empfohlenen LPC? Sind die Favoritenpunkte oder die Bookmarklisten am Ende vielleicht das Problem? Wäre es vielleicht sinnvoll bei der Veröffentlichung von LPCs deutschlandweit (anstatt nur im Westen und Süden) nach einer Genehmigung zu fragen oder würde das an der Problematik mit potentiellen Problemen (Gefahr vor Entdeckung, …) auch nichts ändern? Sind wir selbst Schuld am Untergang einer Spielart, die aufgrund ihrer „Illegalität“ eigentlich klein und geheim bleiben sollte?
LP, tief im OstenFragen über Fragen zu einer Kategorie des Geocachings, die aus Sicht des Plattformbetreibers verboten ist (mit denen man aber trotzdem gerne Werbung macht), die für manche Reviewer im (dunkleren) Graubereich liegt und trotzdem – oder genau deswegen – eine hohe Anziehungskraft für viele Geocacher bedeutet.
Ich für meinen Teil habe den Hut des LPC-Owners an den Nagel gehängt, lediglich ein hochgelegenes und legal betretbares Zeugnis ist noch von dieser aufregenden Zeit geblieben. Es war schön, aber es ist für meinen Geschmack unvereinbar mit dem Massen- und Familienhobby Geocaching. Entsprechend gibt es hier im Geocaching-Blog auch seit 2013 keine neuen LP-Fotos mehr.
Bleibt mir nur noch den Wampenschleifer ein „Danke“ zu sagen, ich kann eure Entscheidung durchaus nachvollziehen. Ich habe einige eurer Caches gemacht, aber nur wenige geloggt. Dennoch waren für mich unvergessliche Eindrücke dabei und so manches mal kam ich aus dem Staunen nicht so schnell heraus.
Vielen Dank und Tschüssikowski

LP

Bilder haben lediglich Symbolcharakter und zeigen keine Wampenschleifer-Locations
* Details und Links zu den Caches siehe anderer Artikel im Abschnitt nach dem Zitat

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Datum: Montag, 13. Februar 2017 11:53
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5 Kommentare

  1. 5

    Auch wir Röbü-Cacher sind Fans von Lost Places und obwohl wir schon einmal im Zielgebiet der Wampenschleifer unterwegs waren, haben wir bisher noch keinen…

    Aus Die Wampenschleifer danken ab

    Edit JR849: Link korrigiert

  2. 4

    Hier im Allgäu gibt es kaum LP. Um Stuttgart bedanke ich mich recht herzlich für die Autobahn und das Traumahaus – und viele kleinere tolle Locations und Dosen.
    Bei uns gibt es nur noch wenige Cacher und einen im Vorruhestand – der wirft ziellos Dosen in den Dreck und archiviert sie nach 3 Monaten um 1 Monat später wieder an derselben Stelle auszulegen.
    Andererseits fotografiere ich mittlerweile wirklich viel und bin schon mit offizieller Genehmigung der Stadt und persönlicher Führung in einer tollen riesigen Fabrik unterwegs gewesen, die hier alle zumindest von außen kennen. Wenige Tage später bitteten mich Stadt und Polizei die Bilder offline zu nehmen – zig Idioten haben da drin Paintball gespielt oder andere Scheiße gebaut. Und das unter Lebensgefahr weil stellenweise massiv einsturzgefährdet. Da waren die Löcher in der Decke oder das Treppenhaus im Traumahaus ein witz dagegen; da sind schon Bäume in der Decke gewachsen ;)
    Mittlerweile habe ich eine Liste von 5-6 LP in der Umgebung von 25km. Alle haben keine Dose. Einer ist generell bekannt, ziemlich verschandelt. Die anderen gibt es evtl. gar nicht, die kennen wirklich nur Insider. Dosen gibt es da sowieso nicht, die lokalen Dosenjäger laufen nicht mal einen einfachen Hinweg über 2km zu einer Dose…
    Insofern weder Fotografen noch Geocacher daran schuld. Schuld sind Vollidioten.

  3. 3

    Ich kann ehrlich gesagt auch nicht nachvollziehen, warum man Lostplaces auf fb und Twitter bewirbt. Dann ist man doch nur geil auf möglichst viele Funde und Öffentlichkeit in Geocachingszene. Das zeigt für mich auch die Übersetzung der Listing ins englische, vor allem dessen Erwähnung im Titel. Aber die Wampemschleifer sind da natürlich nicht die Einzigen. Um einiges schlimmer sind für mich z.B. der LostPlace-Award sowie damit die Kommerzialisierung durch Lostplace4thekings. Auf der anderen Seite bin ich auch LostPlace Fan und man muss zugeben, dass es fast keine einfachere Möglichkeit gibt schnell LostplacesLocations zu gelangen. In den Foren und auf Webseiten werden Orte lange verheimlicht, auf den Geocachingportalen gelangt man relativ schnell an den Ort.

  4. 2

    @badnerland: Ich denke nicht dass man bei den Wampenschleifern den LP-Teil ausklammern kann. Im Umkehrschluss kann man aber bei aufwändig gestalteten Caches generell von einer hohen Besuchsfrequenz ausgehen, was einen höheren Wartungsaufwand nach sich zieht… Aber das alleine war sicher nicht dsr Grund die Flinte ins Korn zu werfen.

    Davon abgesehen sind Locations, die bedost werden, meist sowieso schon gerockt. Eine wirkliche Freude für Fotografen und Urbexer sind daher, da spreche ich ebenfalls aus eigener Erfahrung, die ohne Geocaches. Zumindest waren meine bisherigen Highlights unbedost und bleiben es hoffentlich auch. ;-)

  5. 1

    Eigentlich geht es hier um zwei verschiedene Themen: LPs einerseits und aufwendige Caches andererseits. Das Wampenschleiferblog klingt für mich mehr nach dem zweiten Thema.

    Bei Lost Places sind nach meinem Eindruck Cacher seit 2, 3 Jahren gar nicht mehr die Hauptproblemgruppe, sondern die Urbexer/Fotografen. Diese Szene boomt übers Internet zur Zeit gewaltig. Besser ist das natürlich auch nicht, die Trophäenjagd ist genauso verbreitet, halt in Form von Locationabhaken mit Kamera statt Fundstatistiken.

    Das scheint mir aber auch kurz vor dem Zusammenbruch zu stehen, die Erwischtworden-Stories und Objektdichtgemacht-Berichte häufen sich. Dann haben die ernsthaft LP-Interessierten wieder ihre Ruhe.